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Hochspannendes Finale der 10. Formel E-Saison in London!

Was für ein Finale der 10. Formel E-Saison. Spannender hätte es nicht sein können. Schon das erste Rennen vergangenen Samstagabend im ExCel (Exhibition Centre London) war an pulstreibenden Momenten kaum zu übertreffen. Doch was beim zweiten Lauf Sonntagnachmittag abging, hat die Formel 1 seit mehr als 20 Jahren nicht gesehen.

ABB FIA Formel E‑Saison 2024: Was für ein Erlebnis!

Seit nunmehr 10 Jahren fahren die rein elektrischen Formel-Renner in den Weltmetropolen um die Gunst der Zuschauer. Dass das live so mitreißend seien kann, habe ich nicht erwartet. Die 1. Saison (als alle Teams und Fahrer noch mit exakt gleichen Fahrzeugen unterwegs waren) als lahm abgestempelt, ließ ich die Formel E in den vergangenen Jahren eiskalt links liegen. Der Einladung des Jaguar TCS Racing Teams als einziger österreichischer Medienvertreter an beiden Finalläufen in London teilzunehmen, folgte ich der Offenheit Neues zu Entdecken und des Wochenend-Termins wegen (als hauptberuflich Angestellter hätte es wie bei den meisten anderen Terminen wieder an Urlaubstagen bedurft).

Und nun kann ich Euch ehrlich berichten, dass die Emotionen im Fernsehen bzw. über Monitore eindeutig nicht so aufleben, wie sie dies vor Ort tun. Selbst von der Tribüne auf einen der riesigen Übertragungsmonitore blickend, wirkt die Formel E, trotz 300 bzw. 350 kW Leistung im Boost-Mode und Beschleunigungen von 2,2 Sekunden auf 100 km/h, so, als ob ein paar Freunde in weiterentwickelten Karts eine nette Zeit haben. Wenn sie dann aber mit Getöse (vom Getriebe kommend) und Karacho, und bis zu 200 km/h an Dir vorbeirauschen, begreifst Du erst, welche Gewalt in den 850 Kilogramm leichten Carbon-Rennern steckt und wie ernst es die Fahrer doch meinen.

Allrad-Antrieb in nächster Saison!

Und nächstes Jahr wird das Ganze noch wilder, denn dann darf die vordere E-Maschine nicht nur als Generator, sondern tatsächlich auch für den Vortrieb verwendet werden. Mit dann Allradantrieb (!) werden die Formel E-Renner der Saison 2024/2025 trotz gleichbleibender Leistung von max. 350 kW (476 PS) nicht nur beschleunigungsstärker als heutige Formel 1-Autos – surreale 1,8 s/0–100 m/h werden versprochen – auch die Rundenzeiten sollen dadurch nochmal schneller werden.

Surreal ist die schon jetzt mögliche Rekuperationsleistung von 600 kW bei einer Batteriekapazität von 38,5 kWh – die für vier Saisonen lang unverändert bleibt. Selbst als studierter Techniker fehlt mir dafür die Vorstellungskraft. Zum Vergleich: Der neue Porsche Taycan rekuperiert mit maximal 400 kW in seine 105 kWh große Batterie zurück, die sich sogleich mit bis zu 320 kW via CCS aufladen lässt. Schon das sprengt in meinem Hirn zahlreiche Synapsen. Wenn aber für die kommende Saison auch Boxenstopps mit Ladeleistungen von bis zu 600 kW kolportiert sind, dann zerreißt es mir womöglich den Schädel. Und die berechtigte Frage der Kritiker – „Wo kommt all die Ladeleistung her?“ – stelle ich mir nämlich auch. Laufen dann Dieselgeneratoren im Hintergrund oder werden extra Hochspannungsleitungen und Trafostationen zu den Strecken gezogen? Ich weiß es (noch) nicht.

Zurück zum großen Showdown des Hankook London ePrix 2024:

Nach dem verdienten Sieg vom Deutschen Pascal Wehrlein (TAG Heuer Porsche) im Samstagsrennen, hatten drei (!) Fahrer die Chance auf den Weltmeistertitel. Die Teamwertung hatte Jaguar TCS Racing schon vorab so gut wie in der Tasche, denn das britische Racing-Team hat zwei unglaublich starke Fahrer am Start – Nick Cassidy (29) und Mitch Evans (30), beide aus Neuseeland – die die gesamte Saison über gut performt haben.

Formel E Finale 2024 ExCel London Nick Cassidy Mitch Evans Pascal Wehrlein Jaguar TCS Racing
Photo © Andrew Ferraro/LAT Images

Am Sonntag blickten somit alle auf Nick, Mitch und Pascal. Und lange Zeit über (ein Rennen dauert etwa 55 min.; Streckenlänge: 2,8 km; 20 Kurven) sah es trotz zahlreicher Positionswechsel nach einem Doppelsieg der beiden Jaguar-Piloten aus. Bis dann schließlich der Portugiese António Félix da Costa (TAG Heuer Porsche) reingrätschte und Nick Cassidy kurz vor Schluss einen Reifenschaden bescherte. Schlussendlich fiel Mitch Evans auf Platz 3 zurück und Oliver Rowland (Nissan) konnte das Rennen vor Pascal Wehrlein für sich entscheiden. Die Enttäuschung um den verlorenen Fahrer-Weltmeistertitel war nicht nur bei den beiden Neuseeländern groß, sondern in der gesamten Jaguar Race Suite, von der aus ich das gesamte Rennen beobachten durfte (siehe Video oben). Gefeiert wurde dennoch: Für die gewonnene Teamwertung als auch den Sieg der Herstellertrophäe.

Fazit

Ich kann allen Motorsportbegeisterten einen Besuch eines Formel E-Rennens wirklich empfehlen. Mitunter auch wegen des unerschöpflichen Rahmenprogramms. Von Geschicklichkeits- bzw. Koordinationsspielen über Rennsimulatoren und zahlreichen Auftritten musikalischer Superstars, wie zum Beispiel Ella Henderson od. Craig David, ist an einem Rennwochenende für reichlich Abwechslung gesorgt. Mitunter deshalb sind wohl, erfreulicherweise, auch so viele junge Frauen wie sonst bei keiner anderen Motorsport-Veranstaltung am Start. Im Fernsehen bzw. über das Internet werde ich die Formel E jedenfalls wohl weiterhin weniger verfolgen. Daher hoffe ich bereits auf die ein oder andere Einladung für die nächste Saison – und irgend wann mal ein Rennen in Innsbruck, Salzburg oder Wien.

Formel E Finale 2024 ExCel London Nick Cassidy Mitch Evans Pascal Wehrlein Jaguar TCS Racing
Photo © Joao Filipe/DPPI
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