Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce mit 281 PS im 1. Test!
Mit dem 281 PS starken Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce geht Anfang 2025 der erste ernstzunehmende Elektro-Hot-Hatch an den Start. autofilou hat den herzhaft knusprigen Cracker schon in Italien auf der Rennstrecke ausprobiert.Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce: So, und nicht anders!
Spätestens wenn Alfa Romeo ab Anfang 2025 damit beginnt, den 281 PS (207 kW) starken Junior Elettrica Veloce (ital. f. „schnell“) auszuliefern, werden kompakte E-Autos endlich emotional. Bislang wurden die Stromer des B- als auch C-Segments entweder konservativ auf maximale Reichweite ausgelegt, ohne einen Schuss Pfeffer, oder mit zwei E-Maschinen zu stupiden Beschleunigungsmonstern gemacht. Etwas Spaßiges dazwischen gibt es in Wahrheit noch nicht. Der grandios abgestimmte Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce ändert dies radikal. Er entlockt dem Fahrer spätestens nach der ersten flott gefahrenen Kurve ein verschmitztes Lächeln. So jedenfalls erging es mir Mitte Juni bei der ersten Testfahrt auf dem Balocco Proving Ground nahe Mailand.
Fahrdynamischer Leckerbissen vom Haubenkoch
Und wie bei vielen Gerichten, sind es im Grunde banale Zutaten, die, perfekt zubereitet, einen feinen Gaumenschmaus ergeben. Für einen elektrischen Hot-Hatch braucht es dazu bloß eine potente E-Maschine, ein bewährtes Torsen®-Sperrdifferential, vier klebrige Michelin Pilot Sport EV, gepaart mit feinfühliger, direkter Lenkung, straffen Dämpfern, ein paar Stabilisatoren sowie bissigen Bremsen (von alcon) und möglichst wenig Gewicht – und bette den Fahrer auf brauchbares Gestühl. So zubereitet, zergeht der Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce auf der Zunge, wie feinste italienische Eiscreme. Ein Genuss, der Spaß bereitet.
Klar, die Physik kann auch durch ein Sperrdifferential nicht ausgetrickst werden, doch die Seitenkräfte mit denen ich – selbst auf der durchnässten Formel 1-zertifizierten Strecke in Balocco – in den Rennsitz von Sabelt® gedrückt werde, zeigen eindrucksvoll, wie viel Grip ein Fronttriebler damit aufbauen kann. Wer es nicht übertreibt, erlebt, wie das selbstsperrende mechanische Differential die Motorleistung zu gleichen Teilen an das linke, wie rechte Vorderrad verteilt. In flott gefahrenen Kurven wird dadurch unterbunden, dass das entlastete, kurveninnere Rad all die Motorleistung bekommt, obwohl es diese nicht in Vortrieb, sondern höchstens in Qualm umsetzen kann. Stattdessen erhält das durch das Fahrzeuggewicht belastete, kurvenäußere Vorderrad „mehr“ Leistung und hat so die Möglichkeit das Fahrzeug mit „mehr“ Leistung ins Kurveninnere zu schieben. Das sorgt für höhere Kurvengeschwindigkeiten und in meinem Fall für ein breites Grinsen. Endlich gibt es einen elektrischen Kleinwagen der Spaß macht und dennoch fahrerisches Können verlangt – denn wer es eben übertreibt, rutscht auch mit dem Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce trotz Sperrdifferential und 225er Bereifung geradeaus weiter. Allradler, und auch viele moderne Hecktriebler, kann fast jeder flink bewegen. Doch mit einem Fronttriebler schnell unterwegs zu sein, hat seinen eigenen Reiz. Vor allem wenn die Lenkung so gefühlvoll und direkt (14,6:1) übersetzt ist, wie im Junior Veloce. Umgreifen? Fehlanzeige!
Wenig Gewicht!
Und, zumindest gegenüber der Allrad-Konkurrenz hat der Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce einen entscheidenden Vorteil: er wiegt so gut wie nichts. 1.590 kg nach DIN, also ohne Fahrer, sind für ein 4,17 Meter langes Elektroauto mit 54 kWh Lithium-Ionen-Batterie erstaunlich wenig. So wenig, dass du es zu keiner Zeit als zu viel empfindest. Weder in Kurven noch auf der Bremse. Die hat, entgegen vieler anderer E-Autos, einen richtig feinen Druckpunkt und verzögert vehement, ist vorne innenbelüftet und die Scheiben selbst messen große 38 Zentimeter im Durchmesser. Eine herrliche Kombination: viel Bremsleistung und wenig Gewicht – die Konkurrenz ist gut und gerne 200 Kilogramm schwerer. So lassen sich auch mehrere Runden auf Rennstrecken und Handlingkursen ohne Fading (= nachlassender Bremsleistung) abspulen. Ein Träumchen. Was mich als Fahrer – wohl aufgrund meiner Größe (1,93 m) – etwas stört, ist die A-Säule, die mir viel Sicht nach links vorne raubt. Das Problem hatten die anderen, allesamt kleineren, anwesenden Medienvertreter nicht.
Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce bleibt kühl
Apropos belüftet: Weil im Junior Veloce dieselbe Batterie wie in vielen anderen „zivilen“ Stellantis-Modellen (Corsa Electric, 600e, Astra, DS 3, …) verbaut wird, stellte sich mir die Frage, was die Entwickler für deren Temperierung gemacht haben. Schließlich erwarte ich mir von einem „echten“ Elektro-Hot-Hatch eine fortwährend hohe Motorleistung – ein Verbrenner hat ja auch nicht nur mit vollem Tank seine volle Leistung. Die Antwort: Per Software wurde die Kühlleistung erhöht. Diese stellt sicher, dass sich die Batterie kaum erwärmt und so ihre Leistungsabgabe gedrosselt würde. Hierzu wünschte ich mir zum Beispiel eine nützliche Infoseite im 10 Zoll großen Touchscreen oder dem ebenso großen digitalen Instrumentendisplay. Gleich mitsamt Reifen-, Brems- und Motortemperatur. Die gibt es aber nicht. Schade.
PSM dreht bis 15.200 1/min.!
Die permanenterregte Synchronmaschine – die von Emotors (einem Joint Venture von Stellantis und Nidec) in Frankreich entwickelt und produziert wird – leistet im Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce satte 207 kW aka 281,44 PS und stellt bis 6.000 Umdrehungen das volle Drehmoment von 345 Newtonmeter zur Verfügung. Zum Vergleich: Bislang waren es maximal 156 PS und 260 Nm. Und weil die E-Maschine nun bis 15.200 statt 10.500 Umdrehungen pro Minute drehen darf, sind mehr als 200 km/h Topspeed möglich.
Untermalt werden Beschleunigung (5,9 s/0–100 km/h) und Verzögerung (35,0 m/100–0 km/h) im Veloce-Junior auf Wunsch von aktivem Sport-Sound. Weil dieser bei gleichbleibender Geschwindigkeit im Hintergrund verschwindet und generell wenig aufdringlich daherkommt, wirkt er weniger störend als anderswo.
Reichweite & Platzangebot nachrangig
Auf Effizienz sind definitiv andere E-Autos getrimmt. Den Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce kauft man, weil man des Öfteren mit Spaß und vielleicht auch dem einen oder anderen Umweg ans Ziel kommen möchte. Deshalb schrecken mich die nach einigen flotten Runden angezeigten 35,7 kWh/100 km Verbrauch auch nicht. Und auch auf der Autobahn, also bei gleichbleibender Geschwindigkeit, werden andere aufgrund besserer cW-Werte (0,31 beim Junior Elettrica Veloce) sparsamer sein. Offiziellen WLTP-Wert gibt es noch keinen. Angepeilt werden rund 330 Kilometer. Der Alfa Romeo Junior Elettrica, der mit erwähnten 156 PS und ebenfalls 51 kWh nutzbarer Batteriekapazität bereits diesen Herbst auf den Markt kommt, ist mit 410 Kilometern angegeben. Gleich ist beiden Modellen das überschaubare Platzangebot in der zweiten Reihe, das großzügige Kofferraumvolumen von 400 Litern und der „Frunk“ – für immerhin das Ladekabel (und ein Paar Handschuhe) – unter der Motorhaube.
Die Konkurrenz & Preise
Elektro-Konkurrenz gibt es in Wahrheit (noch) keine. Allesamt haben sie weniger Leistung, mehr Gewicht und Heckantrieb. Als vergleichbar sportlich abgestimmt würde ich lediglich den CUPRA Born e-Boost mit 231 PS und rund 1.800 Kilogramm Leergewicht bezeichnen. Der Preisdruck ist aus dieser Hinsicht also überschaubar. Ja selbst bei den Verbrennern wird das Feld immer dünner. Die, die es noch gibt (Hyundai i20 N & VW Polo GTI), starten neu derzeit bei etwa 36.000 Euro. In dieser Preisetage wünschte ich mir auch den Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce, doch er kostet ab 48.900 Euro Brutto-Listenpreis. Den erwähnten CUPRA Born e-Boost, der mit 4,32 Meter Länge eindeutig ein Kompaktwagen, also eine Kategorie größer ist, gibt es ab 39.900 Euro und mit fünf Jahren Garantie. Beim Junior sind es zwei Jahre. Immerhin gibt es auch den Junior Elettrica schon ab 39.900 Euro, aber dann eben mit 156 PS starkem Elektromotor, ohne Sperrdifferential und ohne Schalensitze.
Erstes Fazit zum Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce
Der Alfa Romeo Junior Elettrica Veloce eröffnet auf eine grandiose Art und Weise ein neues Segment – nämlich das der elektrischen Hot-Hatches. Er wurde gemacht, um Freude in den tristen Alltag zu bringen. Zaubert, perfekt abgestimmt, schon nach wenigen Metern ein Lächeln ins Gesicht des Fahrers. Ein fahrdynamischer Leckerbissen, der für meinen Geschmack gern noch etwas günstiger und mit mehr Garantie serviert werden dürfte.