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Der 2023 Alfa Romeo Tonale 1.3T PHEV im Test!

Mit Ecken, Kanten und Schnitzern, aber auch mit 280 PS und einer großartigen LED-Lichtsignatur schickt Alfa Romeo sein PHEV-SUV Tonale auf die Straße. Was er gut kann und was nicht, klärt der Test.

Alfa Romeo Tonale Edizione Speciale 1.3T Multair Plug-In-Hybrid: Il buono, il brutto, il cattivo

Ich dachte eigentlich, es gäbe sie gar nicht mehr, diese Autos, die noch Ecken und Kanten haben. Die noch nicht durch dutzende Überarbeitungsprozesse rundgelutscht wurden und mich zwar nicht begeistern, aber doch so optimiert sind, dass man hauptsächlich die billigen Materialien anprangern kann. Aber dann stand er vor mir, der Alfa Romeo Tonale, im auffällig schönen Metallic-Lack Verde Montreal und mit einem markanten LED-Tagfahrlicht, das allenfalls an den Bugatti Chiron erinnert. Das Gefühl des gesamten Autos am ehesten an einen Jaguar E-Pace.

Auf 4,53 Metern haben die italienischen Ingenieure hier einen attraktiven Platz für 2 große und 3 nicht so große Personen geschaffen. Aber beim Platz kommen wir schon zum ersten Problem des Tonale: Der Kofferraum fasst bei aufrechter Rückbank nur 385 Liter, bei umgelegter sind es im besten Fall immerhin 1.430 Liter. Der Kofferraum des Opel Grandland PHEV ist ähnlich klein, aber ein 3 Zentimeter kürzerer Hyundai Tucson PHEV fasst beispielsweise 558–1.721 Liter.

Der Innenraum des Alfa Romeo Tonale

Aber zurück zu den Stärken. Schon beim ersten Platznehmen zeigt dir der Tonale, dass er etwas Besonderes ist. Auf dem 12,3-Zoll großen Instrumentendisplay lässt er nochmal sein Tagfahrlicht aufleuchten. Die sportlichen Sitze sind (optional) mit feinem, gelochtem Leder bezogen, und an heißen Tagen wird die Sitzbelüftung automatisch aktiviert. Der Startknopf sitzt prominent am Lenkrad – wir kennen das unter anderem von Ferrari. Und der DNA-Drehregler für die Fahrmodi befindet sich gleich bei der rechten Hand, perfekt auf den Fahrer oder die Fahrerin ausgerichtet. Und dann ist da auch noch die 465-Watt starke harman/kardon® -Soundanlage, die für ordentlichen Klang in der Fahrgastzelle sorgt.

Ich wünschte, ich könnte hier aufhören und mich einfach nur begeistert geben. Aber der Tonale hat eben, wie eingangs erwähnt, Ecken und Kanten. Da wäre zum Beispiel der Höhenunterschied zwischen Mittel- und Seitenarmlehne. Das klingt banal, ist aber ungewohnt bis unangenehm. Dann wären da die riesigen Schaltpaddels hinter dem Lenkrad, die vielleicht etwas überflüssig, jedenfalls aber im Weg sind, wenn man den Blinker oder den Scheibenwischer bedienen will. Und dann ist da natürlich noch das 10,25-Zoll Infotainmentdisplay, das immerhin halbwegs schnell ist, jedoch nur per Touch bedient werden kann und sich bei mir mit tiefen, verschachtelten Menüs unbeliebt gemacht hat. Andere Autos haben die Auto-Hold-Funktion als eigenen Knopf in der Mittelkonsole, Alfa Romeo hat sie tief in den Einstellungen versteckt.

Antriebsstrang und Laden

Maximal 280 PS bringt der Tonale auf alle 4 Räder. Wobei das ein bisschen ungenau ist. Bei Alfa Romeos erstem Plug-In-Hybrid leistet ein 1,3-Liter-Reihen-Vierzylinder-Turbobenziner 180 PS und leitet 270 Nm maximales Drehmoment über ein 6-Gang-Getriebe an die Vorderachse. An der Hinterachse leistet ein Elektromotor 122 PS und 250 Nm Drehmoment, Systemleistung sind besagte 280 PS. Alfa Romeo nennt das System eAWD.
Damit geht es ordentlich voran, im Idealfall in 6,2 Sekunden auf 100 km/h. Besonders im Dynamic-Modus fühlt sich der Tonale für ein SUV richtig sportlich an, geht flott durch Kurven und bleibt straff, ohne unbequem zu werden. Für mich wird das Fahrvergnügen jedoch von einer fehlenden Funktion getrübt: Leider lässt sich die elektrische Rekuperation kaum verstellen. Über den DNA-Schalter kann man zwar zwischen Segelmodus und Motorbremse wählen, die Schaltwippen steuern die Gänge des Verbrenners. Da tröstet es auch nur mäßig, dass der Tonale die Rekuperation beim Bergabfahren von selbst erhöht.

Im unteren Drehzahlbereich klingt der Motor potent, fehlt die elektrische Unterstützung oder fährt man leistungsintensive Bergaufpassagen hört er sich jedoch schnell einmal überfordert an.
Daher sollte man versuchen die Batterie (15,5 kWh brutto, 12,0 kWh netto) tunlichst nicht leer werden zu lassen. Mit nachlassender Leistung steigt auch der Verbrauch. Bei voller Batterie schafft man gut über 50 km rein elektrisch (Herstellerangabe 69 km, in der Stadt bis 82 km). Ist die Batterie einmal leer fährt der Tonale wie ein „normaler“ Hybrid und verbraucht laut Bordcomputer im Schnitt etwa 7,8 Liter auf 100 km. Da jedoch nur 400–450 Kilometer Reichweite für den Verbrenner angezeigt werden, vermute ich, dass beim Durchschnittsverbrauch die elektrische Reichweite miteinberechnet wird und der Verbrauch des 1.835 kg schweren Fahrzeugs in Wahrheit zwischen 9 und 10 Litern liegt.

Der Tonale PHEV kann maximal mit einphasigen 7,4 kW geladen werden. Je nach Ladestation bzw. Ladeleistung dauert eine Ladung von 0 bis 100 % daher 2,5 bis 6,5 Stunden.

So viel kostet der Alfa Romeo Tonale PHEV

Wer einen Alfa Romeo Tonale will, muss aktuell (Stand: 08/2023) mindestens 35.900 Euro einberechnen. Für den Plug-In-Hybrid mit e-AWD Allradantrieb sind mindestens 51.900 Euro fällig. Der hier getestete Edizione Speciale schlägt mit 52.500 Euro zu Buche. Dazu kommen 1.500 Euro für die Lackierung, 1.188 Euro für die 20-Zoll-Felgen, 2.400 Euro für das Leder und harman/kardon®-Paket und 1.500 Euro für das „Autonomes Fahren Paket“, das auch eine 360°-Kamera beinhaltet. Macht insgesamt 59.088 Euro und damit etwas mehr als z.B. der Hyundai Tucson PHEV, aber günstiger als der der Jaguar E-Pace PHEV in der Basisausstattung. Auch ein BMW iX1 ist um diesen Preis bereits zu haben. Und wer rein elektrisch fahren möchte, bekommt auch ein Tesla Model Y.

Fazit

Wer ein Premium-Fahrzeug, aber kein deutsches Produkt will, ist beim Alfa Romeo Tonale richtig. Er zeigt Charakter, eben il buono, il brutto und il cattivo (Anm.: The Good, the Bad and the Ugly). Bei den unterschiedlichen Höhen der Armauflagen und der fehlenden Rekuperation sollte dennoch nachgebessert werden.

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