Der 2022 Opel Astra 1.5 CDTI GS im Test!
Ganz in schwarz zeigt sich der Opel Astra als GS-Modell, außerdem mit 131 PS Dieselmotor und moderatem Verbrauch.Opel Astra GS LINE 1.5 CDTI: Back in Black
„Der ist so aber nicht Serie“, sagte der Mann an der Tankstelle lachend zu mir und zeigte auf meinen aktuellen Testwagen, einen durch und durch karbon-schwarzen Opel Astra. Ich war gerade am Weg von Berchtesgaden zurück nach Wien und musste nach mittlerweile mehr als 700 gefahrenen Kilometern zum ersten Mal tanken. „Doch, doch“, erwiderte ich, „auch wenn’s nicht so aussieht“. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt bereits den Konfigurator bemüht oder die Preisliste durchgeschaut, hätte ich ihm sagen können, dass so nur das GS-Modell aussieht. Und mit „so“ meine ich, dass der Opel Astra komplett schwarz ist – von den Felgen mal abgesehen. Insbesondere beim Logo am Kühlergrill und beim Schriftzug am Heck fällt das auf. Kein bisschen Chrom, auch nicht um die Scheinwerfer. Sowas gibt es sonst selten serienmäßig. Kein Wunder also, dass der Mann an der Tankstelle – da sein VW ein deutsches Kennzeichen hatte, nenne ich ihn einfach mal Dirk – mir hier unterstellte, dass ich an der Vizor-Frontpartie den schwarzen Lackstift angesetzt hatte. Filou Raphael ist ähnliches mit einem Wiener Polizisten passiert.
Übrigens ist dieser Opel auch im Innenraum komplett schwarz. Versucht man, in der Dämmerung durch die Fenster zu sehen, erkennt man schon nichts mehr. Schwarzes Lederlenkrad, schwarzer Klavierlack in der Mittelkonsole, schwarze Alcantara-Sitze (Opel-typisch mit AGR-Zertifikat) die sich elektrisch einstellen lassen und richtig guten Halt geben, schwarze Gummimatten für nasse Schuhe im Winter und ein schwarzer Dachhimmel. Sehr stimmig. Auch wenn ich mir dafür beim ersten Reinsetzen (es war bereits dunkel) mit dem Handylicht einen Überblick verschaffen musste. Das Licht an der Fahrzeugdecke reichte dafür nicht aus, weil es bei all dem Schwarz nirgends reflektiert wurde. Nur damit ich es erwähnt habe: Der Kofferraum ist ebenfalls komplett schwarz und fasst 422–1.339 Liter.

Viel Unterstützung beim Fahren
Ich zahlte an der Tankstelle und nickte Dirk noch kurz zu, ehe ich mich in den finsteren Astra hinein- und meine Reise fortsetzte. Hatte das Vormodell, der Astra K, zumindest noch zum Teil Rundinstrumente und viele Tasten im Innenraum, setzt Opel beim aktuellen Astra (fast) nur noch auf zwei große Bildschirme mit Touch-Funktion und ein paar haptischen Knöpfen darunter. Die Ingenieure aus Rüsselsheim gingen dabei sogar so weit, dass manche Informationen in erster Linie im Head-up-Display angezeigt werden. Zum Beispiel wenn man sich per Druck auf einen Knopf am Scheibenwischerhebel (wie auch bei Peugeot) die Verbrauchsinformationen zum aktuellen Trip anzeigen lassen möchte. 5,7 Liter je 100 Kilometer waren es zu diesem Zeitpunkt bei mir. Am 10 Zoll großen Fahrerinformationsdisplay ist die Anzeige aber auch möglich.

Über das ebenfalls 10 Zoll große Mitteldisplay, das eine etwas umständliche Menüführung hat, lassen sich Fahrzeugeinstellungen oder die Navigation bedienen. Alternativ kann man auch die Sprachsteuerung über die Begrüßung „Hey Opel“ aktivieren und für die Zieleingabe verwenden. Für die Fahrt auf der A1 habe ich das nicht gebraucht, mich aber über die Funktionen des optionalen Intelli-Drive 1.0 gefreut. Hier sind einige Extras inkludiert, die das Fahren auf der Langstrecke für mich deutlich komfortabler machen: ein adaptiver Tempomat mit Start-Stopp Funktion, ein aktiver Spurhalteassistent, eine Verkehrszeichenerkennung und ein Toter-Winkel-Warner. Außerdem noch eine Müdigkeitserkennung und ein Frontkollisionswarner (der gerne auch mal nicht ganz so brenzlige Situationen meldet) mit Fußgängererkennung und automatischer Gefahrenbremsung.
Motor und Fahrverhalten
Bei der Auffahrt auf die Autobahn drückte ich das Gaspedal des Astra durch, um ihn auf Reisegeschwindigkeit zu Beschleunigen. Obwohl der 1,5 Liter große Dieselmotor 131 PS und maximal 300 Nm an die Vorderräder leitet, ist eine Beschleunigung aus dem Stand nicht sein Metier. Vielleicht hat auch die Automatik daran Schuld, dass nach dem Tritt aufs Gas zu Beginn so wenig weitergeht und der Sprint auf 100 km/h auch auf dem Papier mit 10,6 Sekunden nicht begeistert. Zum Vergleich: Selbst der 110 PS starke Einstiegsbenziner mit 6-Gang-Handschaltung nimmt dem Diesel hier ein Zehntel ab.
Schade eigentlich, denn ist der Wagen erst einmal in Bewegung lässt er sich dynamisch fahren. Das Fahrwerk ist straff und leitet zwar Querfugen und Straßenunebenheiten spürbar in den Fahrgastraum weiter, beschwert dem Astra aber auch guten Grip in Kurven. Die Lenkung ist im Sport- und Normal-Modus angenehm schwergängig, auf Eco jedoch unangenehm leicht und flattrig. Nutzt man das sportliche Potenzial aus steigt der Verbrauch im Schnitt auf 6 bis 7 Liter.
So viel kostet der Opel Astra
Den hier getesteten 131 PS Diesel, derzeit der einzige Selbstzünder, der zur Auswahl steht, gibt es ausschließlich mit 8-Gang-Automatik und ab 33.739 Euro als Edition. In der getesteten GS-Ausstattung, die dem Astra das düstere Finish verleiht, sind es 38.109 Euro in Kombination mit dem Selbstzünder. Dazu kommen dann Extras wie die Metallic Lackierung (+658,80 €), die Alcantara Sportsitze (+990 €), das Infotainment-Paket mit Navi und Head-up-Display (+1.500 €), Intelli-Drive 1.0 (+550 €) und noch ein paar andere Kleinigkeiten. Ergibt insgesamt 42.379 € für den von mit getesteten Opel Astra.

Fazit
Hätte ich Dirk doch erst getroffen, nachdem ich alle Eindrücke und Informationen gesammelt hatte… ich bin mir sicher unser Gespräch wäre interessanter verlaufen. Ich hätte ihm sagen können, dass Opel den Astra als GS durch die optischen Veränderungen von den anderen Versionen abhebt, dass der Wagen zwar eine deutliche Anfahrschwäche hat, aber auf der Langstrecke gut geht und dabei einen kommoden Verbrauch hat. Mit etwas über 42.000 Euro ist er dabei kein Schnäppchen, aber auch nicht unangemessen bepreist. Und in Deutschland fallen ja ohnehin noch mal die 2 % NoVA und 1 % MwSt. weg. Aber vielleicht liest er das ja zufällig.