Der 2023 Renault Austral Iconic Esprit Alpine E-Tech Full Hybrid 200 im Test!
Es muss nicht immer „Plug-in“ sein. Der Renault Austral Hybrid mit 200 PS und Allradlenkung macht im Test eine gute Figur. Aber es gibt auch Verbesserungspotenzial.Renault Austral Full Hybrid 200: Es muss nicht immer Plug-in sein!
Wenn ihr schon den einen oder anderen Artikel von uns gelesen habt, dann habt ihr eventuell unser ambivalentes Verhältnis zu Plug-in-Hybriden mitbekommen. In der Theorie bieten diese Autos das beste beider Welten: Einen lokal emissionsfreien E-Motor für die Stadt. Einen Verbrenner für größere Distanzen, der schnell nachgetankt werden kann, wenn es mit der Reichweite mal knapp wird. Und die kombinierte Kraft beider Aggregate, wenn man überholen oder ein bisschen angeben möchte. In der Praxis bekommt man jedoch ein schweres Fahrzeug mit hohem Verbrauch, das die Vorteile eines E-Autos nicht ausspielen kann, weil es selten geladen wird – wie aus einer Auswertung des Fraunhofer Instituts aus 2020 hervorgeht. Bei Dienstwagen entfielen nur 18 % der Fahrleistung auf den elektrischen Modus.
Voll- statt Plug-in-Hybrid im Renault Austral
Warum also nicht auf das weniger aufwändige Konzept des Vollhybriden zurückgreifen? Da spart man zumindest den großen Akku und die „Mental Load“ sich über das Aufladen Gedanken machen zu müssen. Renault macht es mit dem Austral E-Tech Full Hybrid 200 vor. Der Nachfolger des Kadjar sieht mit seinem matten Lack nicht nur technoid aus, sondern bietet sowohl im Cockpit als auch unter der Haube interessante Updates.
Im Motorraum arbeiten ein Benziner und zwei E-Aggregate zusammen. Ein klassischer Elektromotor und ein Startergenerator, der die 1,7 kWh fassende Batterie auflädt. Der 1,2 Liter kleine 3-Zylinder-Benziner schickt 131 PS ins Rennen, der E-Motor nochmal 68. Gemeinsam leisten sie 199 PS und leiten über ein Multi-Mode-Automatikgetriebe mit 14 verschiedenen Fahrstufen maximal 205 Nm Drehmoment (je Motor, aber nicht kumulierbar) an die Vorderräder. Das klingt erstmal nach nicht übermäßig viel Drehmoment für ein 1,5 Tonnen SUV. Dank E-Motor steht das volle Drehmoment jedoch schon beim Losfahren bereit. So schafft der Austral den Sprint von 0 auf 100 km/h in flotten 8,4 Sekunden und beschleunigt weiter bis maximal 175 km/h und kann maximal 750/1.500 kg ziehen. Der Verbrauch hält sich mit 4,6 Litern Super auf 100 km nach WLTP in Grenzen. Im Test waren es 6,2 Liter. Der ähnlich große BMW X1 xDrive23d verbrauchte ebenfalls 6,2 l/100 km im Test, allerdings Diesel, dafür mit Allradantrieb. Der deutlich größere Mercedes GLC mit 197-Diesel-PS und Allradantrieb nur 5,7 Liter auf 100 km. Hier sehe ich Spielraum nach unten.
Allradlenkung ein MUSS!
Dazu gibt es eine Komfortable Federung, die auf der Autobahn für gediegenes Reisen sorgt und nur bei kurzen Stößen manchmal aus der Ruhe gerät (vielleicht wegen der schweren 20-Zöller) und eine Allradlenkung, die den Austral bei niedrigen Geschwindigkeiten angenehm wendig macht. Der Wendekreis sinkt gegenüber der Basisversion von 11,4 auf 10,1 Meter. In engen Garagen oder Straßen ist das ein wertvoller Bonus. Bei hohem Tempo lenken die Hinterräder in die andere Richtung, wodurch die Stabilität beim Spurwechsel erhöht wird.
Leider leistet sich der souveräne Franzose aber auch ein paar kleine Schnitzer. Immer wieder wusste das Auto bei Geschwindigkeiten um die 50 km/h nicht recht, welchen Motor oder Gang es nun einlegen sollte, und blieb dann bei hoher Drehzahl in einem niedrigen Gang. Schalten über die Wippen am Lenkrad half nur manchmal. Die beste Lösung war zu beschleunigen und dann vom Gas zu gehen, damit der E-Modus aktiviert wird.
Außerdem rollte der Austral nach einem Wechsel beim Reversieren gerne noch einmal ein kleines Stück in die falsche Richtung bis der Gang einrastete – oder eher aktiviert wurde.
Android im Infotainment
Renault hat dem Austral das schicke Cockpit mit 12 Zoll Mitteldisplay des Megane E-Tech spendiert. Hier arbeitet das ausgezeichnete Android Automotive-Betriebssystem, das man so ähnlich auch schon von Volvo oder Polestar kennt. Jedoch mit dem feinen Unterschied, dass bei Renault auch Offline-Navigation möglich ist. Die Sprachbedienung versteht in den meisten Fällen, was man von ihr möchte und Apps wie Spotify oder Amazon Music stehen im App-Store zur Verfügung. Praktisch auch: Die Tasten für die Klimaanlage sind haptisch und Funktionen wie Sitz- oder Lenkradheizung lassen sich ganz unten am Display direkt anwählen. Im zweiwöchigen Test hat das System hervorragende Dienste geleistet und gemeinsam mit dem großen Head-up-Display auch für gute Übersicht gesorgt.
Ein bisschen unübersichtlicher geht es dafür am Lenkrad zu. Dort gibt es recht viele Tasten für die Bedienung des Tempomaten sowie des Bordcomputers und noch den Start-Knopf. Außerdem eine Schaltung per Lenkstockhebel, die Renault-typische Media-Bedienung, Schaltwippen und die klassischen Hebel für Licht und Scheibenwischer. Letzteren betätigt man gerne einmal beim zügigen Einparken.
Die Rückbank muss ohne spannende Displays auskommen. Für die 4,51 Meter Außenlänge ist aber immerhin das Platzangebot gut. Besonders wenn man die 40:60-teilbare Rückbank die vollen 16 Zentimeter nach hinten schiebt. Für den Kofferraum bleiben dann 430–555 Liter bzw. 1.455 Liter bei umgeklappter Rückbank.
Wie viel kostet der Renault Austral?
Für das schicke SUV der Franzosen muss man mindestens 33.260 Euro einberechnen. Den E-Tech Full Hybrid gibt es ab 40.490 Euro und der hier getestete Iconic Esprit Alpine kostet mindestens 45.020 Euro. Mit der schiefergrauen Sondermetallic-Lackierung (+1.996 €), der Allradlenkung (+1.815 €), Glasdach, Head-up-Display, Matrix LED-Scheinwerfern und weiteren Kleinigkeiten werden dann die 50.000 Euro geknackt. Mit 51.523 Euro ist der Austral zwar kein Schnäppchen mehr, aber die Konkurrenz ist auch nicht günstig. Der deutlich stärkere Alfa Romeo Tonale PHEV in unserem Test kostete etwa 59.000 Euro und ein vergleichbarer 230 PS starker Hyundai Tucson Hybrid kostet derzeit etwas weniger als 50.000 Euro.
Fazit
Die neue Technik steht dem Austral sehr gut. Insbesondere im Innenraum funktioniert vieles besser als früher. Die höchste Ausstattungslinie und die teure Lackierung muss man nicht unbedingt haben. Auch für ein paar Tausender weniger bekommt man hier bei Renault ein schönes Hybrid-SUV.