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Der Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Pro im Test!

Man hätte ihm auch einen einfacheren Namen geben können, dem Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Pro. In dem Fall steht er für rein elektrischen Antrieb an beiden Achsen und die Topausstattung. Kurzum: 408 PS für 62.850 Euro. Der Test.

Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Pro: Der schwere Schwede.

Meinen Fahrbericht von April 2021 zum Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Pro betitelte ich mit: Der vielleicht beste Volvo! Nach zwei weiteren Wochen mit dem feschen Schweden, der im belgischen Gent gebaut wird, kann ich mich nur wiederholen, obwohl ich auch schlechtes Feedback für das kleine SUV habe.

Der schwere Schwede ist flott, aber …

Anfangen möchte ich mit dem Gewicht: Denn trotz seiner kompakten 4,43 Meter Außenlänge (MX-30: 4,4 m; EQA: 4,46 m) bringt der elektrische XC40 knapp 2,2 Tonnen auf die Waage. Damit trennen ihn nur noch etwas mehr als 100 Kilogramm vom bedeutend größeren Plug-in-Hybriden Volvo XC90 T8. Das ist eben der Nachteil, wenn man ein Verbrenner-Auto im Nachgang elektrifiziert. Das heißt im Falle des XC40 jedoch nicht, dass er lahm vorwärts oder kaum um Kurven ginge. Ganz im Gegenteil: Die 660 Nm Drehmoment der beiden permanenterregten Synchronmaschinen haben mit dem XC40 leichtes Spiel (4,9 s/0–100 km/h) und zirkeln ihn agil um jede Kurve. Selbst auf der Bremse, die ich dank perfekt dosierbarer Rekuperation (One-Pedal-Driving) so gut wie nie verwendete, kaschiert der schwere Schwede mit tadelloser Verzögerung seine Masse. Nur die Luftfederung aus dem XC90 würde ich mir für mehr Abrollkomfort wünschen, denn so stöckelt der XC40 unsanft über Kanaldeckel und andere Unebenheiten hinweg. Aber dann würde das kleine SUV wohl wirklich gleich viel wiegen.

… kommt nicht weit.

Das Problem mit dem Gewicht: Das Losbrechmoment bei jedem Mal Anfahren ist so groß, dass der Stromverbrauch selbst in der Stadt nur unter enormer Selbstkasteiung und Behinderung anderer Verkehrsteilnehmer unter 18 kWh/100 Kilometer zu bekommen ist. Im Regelfall sind es eher knapp über 20 kWh/100 Kilometer. Und das im urbanen Gebiet – damit fahren andere, auch bedeutend größere E-Autos wie ID.4 oder IONIQ 5 (zugegeben beide mit Heckantrieb) mit 130 km/h über die Autobahn. Dort spielt das Gewicht eine untergeordnete Rolle, die Aerodynamik gewinnt hingegen an Bedeutung. Nach mehr als 550 zurückgelegten Kilometern bei 9–12 °C Außentemperatur und nach GPS gefahrenen 130 km/h errechnete ich einen Schnitt von 29,3 kWh/100 km. Die für den Testwagen ausgewiesenen 414 Kilometer rücken in weite Ferne. 250 Autobahnkilometer am Stück sind also realistisch. Allerdings nur, wenn man den 75 kWh (netto; 78 kWh brutto) großen Lithium-Ionen-Akku vollends „ausquetscht“. Wer hier „meine“ 70 Prozent Regel, also das Fahren von 80–10 Prozent SoC (State of Charge, z. Dt.: Ladezustand) anwendet, kommt auf eine mögliche Autobahnreichweite von knapp 180 Kilometern. Kein rühmlicher Wert für ein kompaktes Auto mit einer so großen Batterie. Ein Glück, dass die Gleichstrom-Ladeleistung bei 150 kW liegt. Damit sind in 30 Minuten etwa 50 kWh nachgeladen (ein top Wert!) und somit Energie für weitere 160 Kilometer.

Ladekurve (Charging Curve) des Volvo XC40 Recharge Pure Electric mit kalter und warmer Batterie.
Ladegeschwindigkeit in kW, nachgeladene kWh sowie SoC in % über die Zeit | Picture © autofilou.at

Wechselstrom verarbeitet der OnBoard-Lader dreiphasig mit maximal 11 kW. Ist die Batterie leer, dauert das Aufladen etwa 7,5 Stunden. Ein Glück, dass ich seit diesem Sommer mit der Shell E-Mobility Tankkarte von Energie Direct ausgestattet bin, denn Volvo Österreich legte dem Testwagen keine Ladekarte bei. Mit der Shell-Ladekarte habe ich Zugriff auf das größte Ladesäulennetz Österreichs mit rund 6.500 Ladestationen.[*]

Geräuschkomfort 1A!

Das viele Gewicht könnte auch vom reichlich verbauten Dämmmaterial kommen. Denn eines ist der Volvo XC40 Recharge Pure Electric wie kein anderer: leise! Wie leise hatte ich bereits ausführlich im ersten Fahrbericht festgehalten. Doch dass er selbst auf Winterreifen (die Kundenfahrzeuge werden mit Allwetterreifen ausgeliefert) so ausgesprochen leise ist, erfreut mich sehr. Es macht das Fahren mit dem vollelektrischen XC40 unfassbar angenehm. Damit meine ich nicht nur für die Ohren und mögliche Unterhaltungen mit den Mitfahrern, sondern auch für die Seele. Der XC40 Recharge Pure Electric nimmt Dir den Stress, beruhigt – zumindest mich. Stop-and-go-Verkehr oder gar ein längerer Stau oder unfähige Verkehrsteilnehmer… stressen mich nicht.


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Wohlfühlfaktor top!

Vielleicht rührt diese Qualität an Gemütsberuhigung aber auch vom feinen Interieur her. Die Sitze mit schwarzem Lederbezug – die im Konfigurator mittlerweile vollends synthetischem Material gewichen sind – sind bequem, das Lenkrad liegt gut in der Hand, das 600 Watt starke Soundsystem von harman/kardon® klingt sauber und kraftvoll, und das riesige Panoramadach gibt dem guten Raumgefühl den letzten Schliff. Und: Das Infotainmentsystem funktioniert so gut wie sonst kaum wo. Es ist schnell, einfach strukturiert und glänzt mit Google-Funktionen. Heißt: Es wird unter anderem mit Hilfe von Google navigiert, der besten Navigation hinsichtlich Stauumfahrung und Straßensperren überhaupt. Zudem wird angezeigt, mit wie viel Prozent Akku man am Ziel ankommt. Ladestationen werden vorgeschlagen. Und endlich ist die Restreichweite nicht mehr nur über die Sprachfunktion, sondern auch über die jetzt verfügbare „Range Assistant App“ (kommt via Over-the-Air-Update) jederzeit abrufbar.

Die Volvo Range Assistent App zur Reichweitenoptimierung des XC40 Recharge Pure Electric.
Photo © Volvo Car Group

Der saftige Preis des XC40 Recharge Pure Electric

Für all den Luxus legt man ordentlich auf den Tisch. Mein vollausgestatteter Testwagen bringt es auf über 66.000 Euro. Für so viel Geld gibt es auch ähnlich gut ausgestattete Elektroautos die bedeutend mehr Platz bieten – den Jaguar I-Pace EV320 oder das Tesla Model Y zum Beispiel. Gut, dass Volvo seit Kurzem den XC40 Recharge Pure Electric auch ohne „Twin“-Zusatz im Angebot hat, also mit einem Elektromotor (231 PS) an der Vorderachse. Mehr WLTP-Reichweite bietet der jedoch nicht, da seiner Batterie unverständlicherweise acht Brutto-kWh an Kapazität entwendet wurden. Vermutlich um das Gewicht und den Preis weiter zu reduzieren. Knapp 200 Kilogramm ist der Frontantriebs-XC40 leichter und im Börserl spart er satte 7.550 Euro. Ist mit 7,4 Sekunden (0–100 km/h) aber auch bedeutend langsamer.

Volvo XC40 Recharge Pure Electric Preis Reichweite Vergleich Comparison Konkurrenz autofilou
Der Kaufpreis im Verhältnis zur Reichweite | Picture © autofilou.at

Fazit

So sehr ich den Stadt- als auch Überland-Verbrauch des Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Pro verteufle, so sehr freue ich mich, dass er den Markt der kleineren Elektro-SUV mit Power und großer Batterie bedient. Das Konkurrenzfeld ist hier ausgesprochen dünn und in Wahrheit nur durch den Mercedes-Benz EQA besetzt. Der XC40 jedenfalls ist ein großartiges Auto, das einfach funktioniert, ohne mich zu ärgern. Einsteigen, losfahren, Tempomat aktivieren, Google Navi nutzen und Soundsystem oder gar die Stille genießen. Ich freue mich bereits auf das nächste Aufeinandertreffen, schließlich scharrt das Facelift schon in den Startlöchern.

Photo © Volvo Car Group Photo © Volvo Car Group
2021 2022 2023 Volvo XC40 Facelift C40
2021 2022 2023 Volvo XC40 Facelift C40
Photo © Volvo Car Group Photo © Volvo Car Group
2021 2022 2023 Volvo XC40 Facelift C40
2021 2022 2023 Volvo XC40 Facelift C40
Photo © Volvo Car Group Photo © Volvo Car Group
2021 2022 2023 Volvo XC40 Facelift C40
2021 2022 2023 Volvo XC40 Facelift C40

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