Der 2024 Mercedes-Benz CLE 300 4MATIC im Test!
Das momentan einzige, zweitürige Coupé von Mercedes-Benz soll die goldene Mitte zwischen C- und S-Coupé bilden. Und der 300er die Mitte der Motorenpalette. Das 2024 Mercedes-Benz CLE 300 4MATIC Coupé ist ein beeindruckender Kompromiss, wie der autofilou-Test zeigt.Mercedes-Benz CLE 300 4MATIC: Formschön
Als „Shaped by Desire“ bezeichnet Mercedes-Benz die Formensprache seiner aktuellen Traumwagen. Und ich muss ihnen schon Recht geben, die Silhouette des 4,85 Meter langen Coupés ist für meinen Geschmack ausgesprochen schön geschnitten. Aber an den CLE, den es neben dem Coupé auch als Cabriolet mit Stoffverdeck gibt, werden auch große Anforderungen gestellt. C-, E- und S-Klasse Coupé sind ausgelaufen und der CLE darf bzw. muss jetzt alle auf einmal ersetzen. Dafür hat er eine breite Motorenpalette aus 4- und 6-Zylinder Diesel- und Benzin-Mildhybridmotoren sowie einem Plugin-Hybriden bekommen. Die Leistung reicht von 170 PS beim CLE 180 bis 449 PS beim AMG 53. Mit dem hier getesteten, 258 PS starken CLE 300 4MATIC Coupé befinden wir uns also ziemlich genau in der Mitte.
Motor & Fahrverhalten im CLE 300 4MATIC
Wobei die 258 PS des 2,0-Liter Vierzylindermotors nicht die ganze Wahrheit abbilden, denn durch Mildhybrid-Technologie bekommt der 300er nochmal 23 PS extra als Boost-Leistung. Das Drehmoment ist mit 400 Nm angegeben, die beim Tritt aufs Gas an alle vier Räder weitergeleitet werden und den CLE 300 in bestenfalls 6,2 Sekunden auf 100 km/h und weiter bis 250 km/h beschleunigen lassen. Das fühlt sich – insbesondere im Sportmodus mit härterer Dämpfung und strafferer Lenkung – sehr dynamisch an. Wer aber die 6- oder 8-Zylinder der Marke kennt, weiß, dass hier noch Luft nach oben ist, sowohl bei der Power als auch beim Sound.
Ich möchte hier aber nicht kleinreden, was die Stuttgarter auf die Räder gestellt haben. Der CLE 300 beherrscht die Spreizung zwischen Komfort und Dynamik ausgesprochen gut. Er spult lange Autobahnetappen problemlos ab und verbraucht dabei moderate 7 bis 8 Liter Super Plus. Per Knopfdruck spannt er jedoch die Muskeln an, gibt das Feedback der Straße an die Passagiere weiter, zieht dank Allradantrieb und -lenkung energisch durch die Kurven, hängt dabei gut am Gas und bremst phänomenal. Dass der Verbrauch hier schnell auf 12 bis 14 Liter steigt, überrascht nicht. Der serienmäßig verbaute 40 Liter Tank ist deshalb deutlich zu klein dimensioniert. Netter Nebeneffekt der Hinterachslenkung: Der Wendekreis sinkt von 11,2 auf 10,7 Meter, wodurch auch Parkmanöver an engen Plätzen einfacher werden.

Kommandobrücke trifft Luxus-Spa
Wo S- und C-Klasse in einem Fahrzeug vereint werden sollen, kann es nur zu Kompromissen kommen. Aber der fühlt sich im CLE ziemlich gut an. Es gibt hier zwar keinen Hyperscreen und das Platzangebot der beiden Sitze in der zweiten Reihe ist bestenfalls bescheiden. Aber Fahrer und Beifahrer nehmen auf beheiz- und belüftbaren, sportlich konturierten Massagesitzen aus schwarzem Nappaleder Platz, bekommen vom elektrisch ausfahrenden Gurthalter den Gurt gereicht und sehen ein aufgeräumtes Cockpit voll hochwertiger Materialien vor sich. Allenfalls mit dem vielen Ambientelicht übertreiben es die Stuttgarter ein wenig. Aber das kann man dimmen oder notfalls deaktivieren. Ein 12,3 Zoll großes Instrumenten- und ein 11,9 Zoll großes Mitteldisplay sowie ein optionales Head-up-Display (+1.317 €) sorgen dafür, dass man stets alle Informationen im Blick hat, während das Burmester® 3D Surround-Soundsystem (+1.476 €) mit 635 Watt Systemleistung und 17 Lautsprechern für hervorragenden Klang sorgt. Als wäre das noch nicht genug, bringt das optionale, 8.785 Euro teure AMG Line Premium Plus Paket den MBUX Interieur-Assistenten mit an Bord, über den man das Licht, die Außenspiegel oder das Schiebedach (zum Teil) mit Gesten steuern kann. Greift man als Fahrer zum unbesetzten Beifahrersitz (zum Beispiel, um etwas zu suchen) wird das Licht dort automatisch aktiviert. Das tut es allerdings auch wenn man, wie ich, beim Einparken die Hand an die entfernte Kante der Mittelkonsole legt – ein kleiner Schönheitsfehler.
Mit 420 Litern fasst der Kofferraum um 5 Liter weniger als das bisherige E-Klasse Coupé. Immerhin sind die Sitzlehnen im Fond umklappbar. So kann man statt der klischeehaften Golfbags auch Skiausrüstung einpacken.
So viel kostet das Mercedes-Benz CLE 300 Coupé
Nach so viel Premium-Lobhudelei wird es kaum jemanden wundern, dass der CLE kein Schnäppchen ist. Den Einstieg macht das CLE 180 Coupé mit 61.890 Euro. Das hier getestete CLE 300 4MATIC Coupé kostet mindestens 77.050 Euro. Mit Extras wie dem schwarzen Nappaleder (+3.312 €), dem ENERGIZING Paket Plus, das die klimatisierten Multikontursitze beinhaltet (+2.846 €), der oben erwähnten AMG Line Premium Plus (+8.785 €) und dem Technik-Paket mit Hinterachslenkung und verstellbarer Dämpfung (+2.594 €) kommen aber schnell noch ein paar tausend Euro zusammen. Insgesamt kostet mein Testwagen 101.739 Euro. Ein stolzer Preis für ein Fahrzeug mit dem „mittleren“ Motor – wenngleich auch voll ausgestattet. Wer das Cabriolet will, muss hier übrigens nochmal rund 10.000 Euro drauflegen. Das mit 245 PS etwas schwächere und acht Zentimeter kürzere BMW 430i xDrive Coupé ist mit einem Startpreis von 67.147 € fast 10.000 Euro günstiger. Audi hat derzeit kein vergleichbares Coupé im Angebot. Eventuell könnte man den etwa 90.000 Euro teuren und 446 PS starken Ford Mustang Fastback noch als Konkurrenz sehen – muss man aber nicht.
Fazit
Das 2024 Mercedes-Benz CLE 300 4MATIC Coupé schafft es Design, Luxus und Fahrspaß in einem Fahrzeug zu vereinen. Trotz seiner Länge fühlt es sich kompakt an. Das trägt zwar zur Dynamik bei, wird aber vielleicht bei ehemaligen S-Klasse Coupé-Fahrern nicht auf Begeisterung stoßen. Wer von einem C-Klasse Coupé kommt, wird dagegen begeistert sein – sofern man sich den teuren Spaß leisten kann.
