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Die Plug-in-Hybrid-Limousine BMW 545e xDrive im Test

Bei einer Plug-in-Hybrid Luxus-Limousine mit Reihensechszylinder und Allradantrieb könnte man meinen, laden wäre nicht nötig, weil hier eh schon alle Stücke gespielt werden. Damit liegt man aber falsch. Denn so richtig brilliert der BMW 545e xDrive nur mit vollem Akku.

BMW 545e xDrive: Baby, leih mir deinen Lader

Man kann es gar nicht oft genug sagen: Ein Plug-in-Hybrid macht nur dann Sinn, wenn er regelmäßig aufgeladen wird. Wenn man das nicht tut, kann man sich statt der Batterie auch einfach 200 kg Zement in den Kofferraum legen und behaupten, dass man jetzt sparsamer unterwegs ist. Es stimmt halt einfach nicht.

Und ob ihr es glaubt oder nicht, das gilt auch für den BMW 545e mit der „großen“ Plug-in-Hybrid Kombination bestehend aus 286 PS starkem Reihensechszylinder-Benziner und 109 PS Elektromotor. Gesamtleistung? Dynamische 394 PS bzw. 600 Nm maximales Drehmoment, die dank xDrive an alle 4 Räder geleitet werden. Anders als bei anderen Herstellern ist hier übrigens nicht der Verbrenner für die vordere und der E-Motor für die Hinterachse zuständig, sondern die Kraft wird über ein Verteilergetriebe immer bedarfsgerecht an alle Räder verteilt.
Und Kraft ist mehr ausreichend da – wenn die Akkus vollgeladen sind. Zwar geht der 545e auch allein mit dem Benziner schon flott voran. Den Sprint von 0 auf 100 km/h in 4,6 Sekunden schafft er aber nur mit der Unterstützung des Elektromotors. Das ungleiche Motoren-Duo befeuert die 1.945 kg schwere Limousine aber auch in jeder anderen Situation, egal ob Überholmanöver auf Landstraße oder Bergetappen. Bei der Federung haben die deutschen Ingenieure einen wunderbaren Spagat zwischen Dynamik und Komfort gefunden, der sich über die Auswahl der Fahrmodi noch ein wenig in die eine oder andere Richtung verschieben lässt. Zwischen gediegenem Reisen und sportlichem „Drahrer“ ist alles drin.

Sobald man in urbanes Gebiet kommt, schlägt der Bordcomputer die Wahl des elektrischen Modus vor (obwohl der auch auf der Autobahn bis 140 km/h möglich wäre). Das verpasst dem 5er nochmal einen anderen Charakter, nimmt die Hektik aus dem Fahren.
Laut Datenblatt schafft man mit der 12 kWh (11,2 kWh netto) Batterie dort bis zu 57 km rein elektrisch. Unter der sengenden August-Sonne und mit eingeschalteter Klimaanlage waren es eher 35 km. Will man die Akkus wieder aufladen, zeigt sich der 545e von seiner schlechten Seite: Maximal sind 3,7 kW Leistungsaufnahme möglich. Damit dauert ein Ladevorgang zwar auch nur 3,5 Stunden, wenn man aber nur auf einen Kaffee geht, lädt man in 30 Minuten zwischen 5 und 8 km Reichweite nach. Das können andere Plug-in-Hybride besser.

Und was verbraucht der BMW 545e nun? Fährt man rein elektrisch, bewegt sich der Verbrauch zwischen 24 und 32 kWh auf 100 km. Im Hybrid-Modus auf der Mittelstrecke sind es zwischen 2 und 5 Litern auf 100 km zuzüglich 15–20 kWh. Und ist der Akku mal leer, pendelt sich der Verbrauch bei rund 8 Litern Super ein. Wirklich nicht schlecht für einen zwei Tonnen schweren und ziemlich potenten Benziner und bei 46 Liter Tank immerhin rund 600 km Reichweite.

Wo ist eigentlich die Kühlbox für den Champagner?

Doch der Lobesgesang endet nicht bei den Fahrleistungen. Auch im Innenraum weiß der 545e mit feinsten Materialien, viel Platz für die Passagiere und einfach zu bedienender state-of-the-art Technik zu begeistern. Das beginnt bereits bei den weichen Ledersitzen, die trotz ihres Komforts guten Halt geben, sich beheizen und belüften lassen und in der ersten Reihe obendrein noch eine Massage-Funktion besitzen. Auch die 4-Zonen-Klimaanlage leistet ihren Beitrag, um es allen Passagieren im Fahrzeug recht zu machen. Als wären die verschiedenen Zonen noch nicht genug, gibt es auch noch einen Raumduft, damit man sich ein bisschen wie im Abercrombie-Store fühlt.

2021 BMW 545e xDrive Lenkrad

Aber die Liste geht noch lange weiter. Zum Beispiel mit dem 1.400 Watt starken Bowers & Wilkins Sound System, dem TV-Modul oder den Sonnenschutzrollos. Auf der Rückbank stellt sich nur noch die Frage, wo eigentlich die Kühlbox mit dem Champagner ist.
Der Fahrer bekommt außerdem noch ein Head-up-Display sowie einen Tempomaten mit Abstandsradar und Spurhalteassistenten. Auf der Autobahn fährt das Auto damit beinahe schon alleine. Bloß beim Spurwechsel und in engen Kurven muss der Fahrer mithelfen.

Bei der Bedienung bleibt BMW beim bekannten iDrive, das BMW-Fahrer nun schon länger kennen und baut mit Sprach- und Gestensteuerung das Bedienkonzept aus. So kann jede/r die für sich angenehmste Bedienung wählen.

Ein paar Kritikpunkte gibt es allerdings auch. Der Kofferraum fasst mit 410 Litern um 120 Liter weniger als beim Verbrenner-Bruder und schränkt beim Transport sperriger Gegenstände deutlich ein – und den Touring gibt es nur bis zum 530e. Dann gibt es noch die Ladeschale für das Smartphone in der Mittelkonsole, aus der man das Handy kaum wieder rausbekommt. Und schließlich noch die LEDs im Fond, die auch bei Dunkelheit ein wenig Licht spenden sollen, aber leider unangenehm blenden.

2021 BMW 545e xDrive unter Katamaran

Preis-Politik

Da der BMW 545e xDrive am Papier nur etwas mehr als 2 Liter Benzin verbraucht und einen CO2-Ausstoß von etwa 50 g pro km hat, fällt beim Kauf keine NoVA an. So kostet der 545e ohne Sonderausstattung „nur“ 74.700 Euro und damit 600 weniger als der BMW 540i xDrive mit „bloß“ 333 PS. Aber hier nochmal zur Erinnerung: Der Deal mit der Leistung geht nur auf, wenn man die Akkus immer auflädt.

In meinem luxuriösen Testfahrzeug waren allerdings noch so ziemlich alle Extras verbaut, die man im Konfigurator anklicken kann. Die kosten trotz Wegfall der NoVA übrigens genau gleich viel wie beim 540i.  Das Österreichpaket (2.424 €), das Innovationspaket (2.748 €), das Firstclass Paket (7.764 €), das Bowers & Wilkins Soundsystem (3.756 €) usw. Am Ende stand ein stolzer Preis von 115.214 Euro auf dem Angebot. Ein paar Tausender kann man aber getrost bei der TV-Funktion, den Keramik-Applikationen oder den M-Sicherheitsgurten einsparen. Eine Mercedes-Benz E-Klasse ist allerdings auch nicht viel günstiger.

Fazit

Wie schon der BMW 530d xDrive entfacht auch der BMW 545e xDrive Freude am Fahren – im vollausgestatteten Testfahrzeug auch bei den Passagieren. Bei diesem Plug-in-Hybriden stehen ganz klar Dynamik und Luxus im Fokus und weniger die Nachhaltigkeit (und wenn, dann nur wenn man vermehrt lädt).

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