Der 2022 BMW 220i Active Tourer im Intensivtest!
Der BMW 220i Active Tourer hat ein ordentliches Upgrade bekommen und zeigt sich mit neuem Interieur, veränderter Bedienung und einem Dreizylinder-Motor. Kann BMWs Minivan damit überzeugen?BMW 220i Active Tourer: Minivan auf edel
Seien wir mal ehrlich – der alte 2er Active Tourer war nicht ganz das, was man sich unter einem „echten“ BMW vorstellt, mit seiner pummeligen Form und Frontantrieb. Ein bisschen wie die erste Version der Mercedes-Benz A-Klasse (die, die beim Elchtest umgefallen ist), die auch nicht so ganz ins Portfolio passen wollte. 2019 gab es sogar Gerüchte, dass BMW seine Minivans komplett streichen wollte.
Gut, dass die Bayern das nicht gemacht haben. Stattdessen haben sie den 2er in seiner Neuauflage außen aufpoliert und ihm als eines ihrer ersten Fahrzeuge (nach dem iX) das neue Interieur verpasst. Die Karosserie trägt daher mehr Kanten und geht mit den Proportionen ein bisschen in Richtung SUV. Da passen die größeren Nieren und Felgen gut dazu. Außerdem gibt es die neuen bündigen Türgriffe, die wir auch vom aktuellen 4er BMW kennen.
Aufgeräumter, aber umständlicher
Für mich sind die Änderungen im Interieur jedoch die spannenderen, denn der neue 2er BMW hat kein iDrive mehr. Stattdessen prangt zwischen den Vordersitzen eine „schwebende“ Mittelkonsole, auf der sich der Start-/Stopp-Knopf und die Gangwahl der Automatik befinden sowie Bedienelemente um Kanal/Lied und Lautstärke zu ändern und Knöpfe für die Wahl der Fahrmodi. Alle weiteren Funktionen können und müssen per Touch am Mitteldisplay ausgewählt werden.
So gut mir das neue Design auch gefällt, ich sehe das als deutlichen Rückschritt beim Bedienkomfort. Das Touchdisplay lässt sich nicht bedienen, ohne sich nach vorne zu beugen und genau hinzusehen – die Augen sind damit nicht mehr auf der Straße. Durch ein Menü scrollen oder in eine Karte zu zoomen, wird damit während der Fahrt deutlich erschwert. Immerhin können manche Funktionen auch durch die gut funktionierende Sprachsteuerung angesteuert werden.
Aber auch abseits vom Infotainment hat sich im 2er einiges getan – und das kann sich im 220i Active Tourer sehen lassen. In beiden Reihen sitzt man auf komfortablem Ledergestühl und genießt einiges an Beinfreiheit. Braucht man mehr Kofferraum, kann man die zweite Reihe verschieben. Das Volumen variiert zwischen 415 und 500 Litern. Werden die Rücksitze umgelegt, sind es bis zu 1.405 Liter an Ladevolumen, die der 4,39 Meter lange Van schluckt. Die Soundanlage von harmann/kardon® klingt nicht nur gut, sondern macht mit den filigran gefrästen Lautsprecherabdeckungen auch optisch was her. Und schließlich ist da noch die riesige induktive Ladeschale, an der sich die Geister scheiden. Die einen finden sie zu groß und dabei nicht besonders schön, die andern finden sie schlicht und praktisch. Ich gehöre zu letzterer Fraktion und habe mich darüber gefreut, dass mein Handy durch den Befestigungs-Bügel auch auf kurvigen Straßen geladen wird und das Display dabei auch noch zu mir zeigt – sollte man doch einmal Google Maps am Handy verwenden wollen.
Quirliger Motor im BMW 220i
Im 220i arbeitet ein 1,5 Liter großer Dreizylinder Benziner mit 156 PS und maximal 240 Nm Drehmoment, den wir auch aus dem MINI kennen. Mit den 1,6 Tonnen des 220i Active Tourer kommt er gut zurecht, beschert eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h nur 8,1 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 221 km/h. Während man im Standgas nur wenig vom Motor mitbekommt, wird er beim Beschleunigen deutlich hörbar. Auch Abrollgeräusche dringen während der Fahrt deutlich in den Innenraum vor. Hier hat vermutlich das straffe Fahrwerk des 2ers Mitschuld, denn der Minivan leitet Bodenwellen und Querfugen deutlich in die Fahrgastzelle weiter.
Beim Verbrauch zeigt sich der 220i Active Tourer nicht übermäßig durstig, aber auch nicht wirklich sparsam. Mit 6–7 Litern sollte man je nach Umgebung und Temperatur rechnen. Wer ihn tritt, hat schnell mehr am Bordcomputer stehen. Bei mir waren es im Schnitt 6,7 Liter auf 100 km. In Kombination mit dem optionalen 54 Liter Tank (+48 €) kommt man also etwa 800 km weit mit einer Tankfüllung.
So viel kostet der BMW 220i Active Tourer
Wie für BMW typisch ist auch der 220i Active Tourer kein Schnäppchen. Mindestens 38.000 Euro muss man beim Kauf einrechnen. Mit Extras wie Ledersitzen (+1.406 €), 19 Zoll Leichtmetallfelgen (+1.886 €), dem M Sportpaket (+3.734 €), dem Innovationspaket (+3.308 €), dem Travel Paket (+1.968 €) und noch einigen kleineren Optionen beläuft sich der Gesamtpreis meines Testfahrzeugs auf 58.762 Euro. Der ausgezeichnete Mercedes-Benz B200 aus unserem Test in 2020 kostete ganze 10.000 Euro weniger.
Fazit
Der BMW 220i Active Tourer macht vieles anders, aber nicht alles besser. Während ich das Design im Innenraum sehr gelungen finde, hat die Funktionalität für mich deutlich abgenommen. Antrieb und Fahrverhalten sind auch mit dem zweitkleinsten Motor völlig in Ordnung. Preis und Verbrauch könnten etwas geringer sein.