Der Jeep® Wrangler Rubicon Hybrid 4xe im Test!
Ein Auto wie der Jeep® Wrangler hat es in Zeiten wie diesen nicht leicht. Voluminöse Benzin- oder Dieselmotoren sind nicht mehr gefragt. Zumindest nicht bei den Gesetzeshütern der EU und deren strengen Abgasvorschriften. Die Lösung: Ein Wrangler mit Plug-in-Hybrid-Antrieb. Doch was kann der teilelektrische Jeep® Wrangler Hybrid 4xe und ist er noch ein richtiger Jeep®?Der Jeep® Wrangler Rubicon 4xe: Nichts für den krassen Brudi.
Freitagnachmittag, am Heimweg von der Arbeit. Der Jeep® in Black (einfacher Name für eine einfache Farbe, die 880 Euro Aufpreis kostet) stand den ganzen Tag in der brütenden Sonne. Also sämtliche Fenster und das optionale Soft-Top (2.750 Euro) aufgemacht. Linker Ellenbogen lässig aus dem Fahrerfenster raushängend, steh ich an der Ampel. Links neben mir ein FIAT Ducato mit drei Bauarbeitern drinnen. Alle schauen sie zu mir rüber und ich zu ihnen. Solange, bis einer der drei sagt: „Geil! Is AMG oder?“. Die Ampel wird grün und erspart dem freundlichen Kollegen meinen dreistündigen Vortrag, den ich ihm gerne als Antwort gegeben hätte. Der elektrische davonschleichende Jeep® Wrangler Rubicon 4xe sollte ohnedies Antwort genug sein. Nach dem Motto „Wenn AMG, dann laut und so“.
Der Jeep® Wrangler mag zwar eine gewisse Ähnlichkeit mit der Mercedes-Benz G-Klasse besitzen, das tut ein Suzuki Jimny allerdings auch. Und doch sind alle drei grundverschieden. Der Jimny ist ein gern gesehener Gast in österreichischen Wäldern und wird tatsächlich auch noch als Werkzeug benutzt. Tatkräftige Kundschaft in diesem Sinne hat Jeep® zwar sicher auch noch, aber wohl eher in anderen Bereichen als der Land- und Forstwirtschaft. Ob man bei Fußballer-Ehefrauen ebenfalls von arbeitenden Trägern unserer Gesellschaft reden kann, lassen wir mal außen vor. Sie sind es jedoch, die sich einen G-Waggon kaufen (lassen), ebenso wie Gangsterrapper aus Bottrop-Kirchhellen oder Wien Simmering.
It’s a Jeep®-Thing!
Nicht nur, dass DER Jeep® 37 Jahre vor dem G-Modell auf die Welt kam (ja, ja, er hieß damals noch nicht Jeep®), er ist sich seit seiner Zivilisierung im Jahre 1945 auch treu geblieben. Zugegeben, ein Workhorse auf Farmen in Texas ist ein Wrangler nicht mehr, sehr wohl aber eine Verkörperung dessen, was man in Übersee unter dem Begriff „Freedom“ versteht. Türen ausbauen, Frontscheibe umklappen, Dach weg und ab zum Strand! Wobei der Parkplatz natürlich direkt auf dem weißen Sand ist. Das ging in einem Jeep® schon damals und es geht auch noch heute. Ja, so ein Wrangler verkörpert ein ganz anderes Lebensgefühl als ein G-Benz und das ist auch gut so. In einer Welt lauter Möchtegerns, tut ein bodenständiger, ehrlicher Geländewagen zur Abwechslung richtig gut. Also, eigentlich.
But is this still a real Jeep®?
Richtige Jeep®-Fans werden sagen: Nein! So ein Ding braucht einen V8 oder zumindest einen V6. Und ja, irgendwie wirkt die Vorstellung, dass ein 2,0 Liter kleiner Benziner dieses 2,4 Tonnen Schiff bewegt, lächerlich. Gut, dass dieser Murl 272 PS stemmt und noch besser, dass ein Teil des Gewichts einer 17,3 kWh fassenden Batterie (brutto; 13,3 kWh netto) sowie zwei Elektromotoren geschuldet ist. Ein 33 kW (45 PS) starker Startergenerator am Motor und eine 100 kW (136 PS) starke E-Maschine im Getriebe sorgen zusammen mit dem Verbrenner für eine Systemleistung von fast schon AMG-mäßigen 381 PS. Die Kraft geht über eine Acht-Stufen-Automatik an alle vier Räder und schiebt den Wrangler 4xe in nur 6,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Schluss ist bei 156 km/h in der von mir gefahrenen Rubicon Version. In der Ausstattung Sahara sind 177 km/h möglich.
In Wahrheit will man mit einem Wrangler aber nicht schnell fahren. Man will mit offenem Verdeck in den Sonnenuntergang cruisen, gerne auch mal auf nicht befestigten Straßen. Denn das kann der Wrangler dank seiner Bodenfreiheit von 25,3 Zentimetern und einem Böschungswinkel von 36,6 Grad vorne und 31,8 Grad hinten verdammt gut. Das exklusiv im Rubicon verwendete Rock-Trac® Allradsystem wartet zudem mit individuell steuerbaren Differenzialsperren an der Vorder- und Hinterachse, sowie dem entkoppelbaren Frontstabilisator auf. Braucht man im Alltag zwar genauso oft, wie die 585 PS im AMG-G, aber gut zu wissen, dass der Wrangler sowas hat.
Und wie fährt sich der Jeep® Wrangler mit Hybrid jetzt?
Ja, ja, ich komm‘ endlich zum Punkt… Der Wrangler fährt sich gut, für das was er ist. Ein Geländewagen. Und der ist weder für die engen Straßen in der City noch für die Autobahn gemacht. Zwar sorgt die hohe Sitzposition für einen schönen Rundumblick, einen Parkplatz damit suchen will man aber nicht. Und auf Autobahnen dröhnt es im Innenraum leider ein bisschen. Die Stollenreifen tun da ihr übriges. Außerdem klettert hier der Verbrauch sehr gerne nach oben. Nicht dass der je an die 4,1 Liter rangekommen wäre, die Jeep® nach WLTP angibt. Die elektrische Reichweite von 40 Kilometern sind da schon realistischer. Ist die Batterie leer, dauert eine Vollladung rund 7 Stunden bei 2,3 kW. An einer 22-kW-Wallbox sind es dank einphasigen 7,4 kW etwa vier Stunden.
Am liebsten ist der Wrangler auf Landstraßen unterwegs. Und noch lieber abseits davon. Über Stock und Stein, durch Pfützen durch, für nichts ist sich der Jeep® zu schade. Schade ist nur, dass man sich halt kein Auto kauft, nur damit man damit im Gelände unterwegs sein kann. Vor allem nicht zu diesem Preis.
Im Innenraum fehlt es einem im Jeep® Wrangler Rubicon 4xe an nichts. Solide und gute Verarbeitung, nette Gimmicks (wie etwa die gefühlt 87 versteckten Jeep-Eastereggs. Hier und da gibt es Hartplastik, aber dafür muss man nicht aufpassen, ob man irgendwo Löcher ins helle Leder macht. Mit meinem 1,95 Metern habe ich auf allen vier Sitzen gut Platz, ein Raumwunder ist der Jeep® trotz seiner Außenlänge von 4,88 Metern nicht.
Das kostet der Jeep® Wrangler Rubicon 4xe
Kurz gesagt: 85.290 Euro. Als Sahara 3.000 Euro weniger. In Anbetracht dessen, was eine G-Klasse kostet, ein Schnäppchen. Wenn man sich aber mal ansieht, was man dafür alles bekommt, nämlich einen guten Geländewagen, aber halt auch nicht mehr, dann ist das recht viel Geld für, zugegeben, recht viel Auto.
Fazit
Der Jeep® Wrangler Rubicon 4xe ist ein cooles Teil: Ein Geländewagen, der gut im Gelände und ganz okay auf der Straße ist. Den fehlenden Hubraum kann der E-Antrieb powermäßig vertreten, für das ‘murica-Feeling fehlt dennoch das geschmeidige eines V6- oder V8-Benziners. Ein Schnäppchen ist der Wrangler nicht. Wie lange es ihn noch in Europa geben wird, angesichts strengerer Abgasnormen, wird sich zeigen.