Der 2023 Mercedes-Benz GLC 220 d 4MATIC im Test!
Der 2023er Mercedes-Benz GLC 220 d 4MATIC liefert Langstrecken-Genuss der besonderen Art. Selten waren 197-Diesel-PS aus vier Zylindern so kultiviert, sparsam und stark zugleich. Das 4,72 Meter lange SUV im Test.Mercedes-Benz GLC 220 d 4MATIC: Die Perfektion der besten Art und Weise!
Der Mercedes-Benz GLC 220 d 4MATIC ist die Perfektion der besten Art und Weise – auch wenn diese bei der Recherche zum Verfassen dieser Zeilen einen leichten Dämpfer erhielt. Lasst mich direkt mit der Türe ins Haus fallen: Es geht um seinen Preis. Schon dessen Einstiegspreis ist mit 65.670 Euro auf Elektroauto-Niveau. Doch mit satten 86.922 Euro legt der Testwagen hier nochmals mehr als 21.000 Euro drauf. Allein knapp 15.000 Euro (!) gehen dabei auf das Konto der „AMG Line Premium Plus“. Diese bringt zwar zahlreiche feine wie brauchbare Goodies ins Auto. Nur um ein paar zu nennen: Panorama-Schiebedach, Burmester® 3D-Surround-Soundsystem, Head-up-Display, DIGITAL LIGHT Scheinwerfer, Vierzonen-Klimaautomatik THERMOTRONIC, größere Bremsscheiben vorne, Sportfahrwerk, elektrisch anklappbare Außenspiegel, getönte Seitenscheiben hinten, Sitzheizung vorne, Tot-Winkel- und Verkehrszeichen-Assistent, Memory-Sitze, Keyless-Go-System, Akustikverglasung und 360-Grad-Kamerasystem. Doch Abstandsradar (+512 €), Seitenairbags im Fond (+480 €) oder auch Lenkradheizung (wäre aufpreisfrei), belüftete Sitze vorne (+998 €), Sitzheizung hinten (+448 €) oder auch ein Luftfahrwerk sind dann immer noch nicht an Bord.
Versteht mich nicht falsch, aber für fast 90.000 Euro erwarte ich mir in einem 4,72 Meter langen Verbrenner-PKW, ja auch in einem Daimler, Vollausstattung. Schließlich gibt es für so viel Geld bereits E-Autos mit all diesen Features. Die hätten dann auch eine Standheizung ebenfalls bereits inkludiert. Die kostet hier 1.562 Euro extra. Ja sogar für zwei zusätzliche USB-C-Anschlüsse hinten (und insgesamt zwei 12-Volt-Steckdosen) verlangt Mercedes-Benz 384 Euro Aufpreis.
GLC mit Luftfahrwerk bestellen
Das optionale Luftfahrwerk täte dem GLC jedenfalls richtig gut. Ohne ist der Testwagen sehr steif unterwegs. Rollt für meinen Geschmack in der Stadt zu unharmonisch ab – zumindest mit den aufgezogenen Reifen im Format 255/45R20 vorne und 285/40R20 hinten. Für das Luftfahrwerk muss das „Technik-Paket“ für 3.543,30 Euro angekreuzt werden, das sogleich die grandiose Allradlenkung (4,5° max. Lenkwinkel an der Hinterachse) mitbringt. Die kenne ich bereits aus zahlreichen anderen Modellen und empfehle ich stets, da sie eine ungeahnte Agilität ins Fahrzeug bringt. Vor allem in große Fahrzeuge wie eben den GLC mit 4,72 Metern Außenlänge. Zum Vergleich: Damit ist er nahezu genauso lang wie der elektrische EQC (4,76 m). Und den hätte selbst ich aus dem Kopf heraus eine Klasse höher eingestuft.
GLC 220 d 4MATIC: Alltagstraum
Genug gesudert. Bis auf seinen Preis ist der Mercedes-Benz GLC 220 d 4MATIC nämlich ein Genuss sondergleichen. Das fängt mit den mitunter besten Scheinwerfern am Markt an, geht weiter mit den zwar altmodisch aussehenden, aber äußerst komfortablen Sitzen, der selbst jenseits der 130 km/h grandios leisen Geräuschkulisse, über die Rücksitzlehnen, die dreigeteilt umlegbar, wenn auch nicht in der Neigung oder Länge verstellbar sind bis hin zur weit öffnenden Heckklappe. Der GLC überzeugt im Alltag wie auch auf Reisen, gönnte sich im Test-Durchschnitt über 1.300 gefahrene Kilometer lediglich 5,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Sparfüchse kommen sicherlich auch mit glatten fünf Litern zurande. Dank 62 Liter fassendem Tank sind so bis zu 1.200 Kilometer mit einer Tankfüllung möglich. Das schafft eine Entspanntheit, von der selbst Tesla-Supercharger-Routen-planende E-Autofahrer weiterhin nur träumen.
Bitte nachbessern, Mercedes-Benz
Dennoch sehe ich, abgesehen vom Preis, weiteres Verbesserungspotential. Zum Beispiel beim Platzangebot. Nicht des Kofferraums. Der fällt mit 620 Litern richtig riesig aus (BMW X3: 550 l; Audi Q5: 520 l). Sondern bei dem der Passagiere im Fond. Das hab‘ ich anderswo schon besser gesehen, von Elektroautos dieser Klasse ganz zu schweigen. Darüber hilft auch nicht das riesige und öffenbare Panoramaglasdach hinweg, mit dessen Schiebe-Slider ich mich übrigens bis zum Testende nicht anfreunden konnte. Und genau so ging es mir auch diesmal wieder mit den „Tasten“ am Lenkrad. Die Slider für Lautstärke und Geschwindigkeit (des Tempomaten) sind weiterhin einfach nicht nutzerfreundlich. Mal reagieren sie gar nicht, mal viel zu stark. Nervig. Ich hoffe inständig, dass sie davon in Stuttgart eher früher als später wieder abkommen. Aktuell sieht es leider nicht so aus, wie selbst das Facelift der A-Klasse kürzlich im Test zeigte.
Fazit
Wer es sich leisten kann, nicht nur einen Mercedes-Benz, sondern zugleich ein knapp 200 PS starkes Diesel-SUV zu fahren, der wird mit dem GLC 220 d 4MATIC richtig glücklich. Vorausgesetzt die mühsame Lenkradbedienung stört einen nicht. Um die kommt man im Hause Daimler nun leider nicht mehr herum. Verbrauch, Komfort und das Platzangebot im Kofferraum sind über jeden Zweifel erhaben. Zum perfekten Testwagen fehlten mir persönlich das Luftfahrwerk und die Allradlenkung – und eben richtige Tasten am Lenkrad.