Der 2024 Mercedes-Benz E 300 de 4MATIC All-Terrain im Test!
Auf dem Papier besticht der Mercedes-Benz E 300 de 4MATIC mit Luxus und Effizienz. Aber kann der Plug-in-Hybrid-Diesel diese beiden Stärken auch im Alltag ausspielen? Wir klären es im Test.Mercedes-Benz E 300 de 4MATIC: Mehr Luxus als Effizienz!
Audi hat es 1999 mit dem Allroad vorgemacht: Große Kombis mit offroadmäßiger Kunststoff-Beplankung, um zu zeigen, dass man mit seinem Auto auch mal in der Natur unterwegs ist. Mercedes-Benz hat das Konzept erst 2016 aufgegriffen und aktuell in die nächste Runde geschickt.
Bei unserem grafitgrauen Testwagen kommen die Kotflügel, Seitenschweller und Stoßfänger aus schwarzem Kunststoff nicht besonders stark zu Geltung und die optionalen 20-Zoll großen AMG-Felgen sind etwas irreführend, aber das hier ist die hemdsärmelige Version der E-Klasse, natürlich ausschließlich mit Allradantrieb und Luftfederung.

Innenraum: Modern und komfortabel
Im Innenraum bekommt man von der vermeintlichen Bodenständigkeit nichts mit: Hier regiert eine moderne Multimedia-Ausstattung mit riesigem MBUX Superscreen, der aus dem 14,4 Zoll Zentraldisplay und dem 12,3 Zoll Beifahrerdisplay besteht. Auf letzterem können Beifahrer während der Fahrt Apps nutzen, Filme schauen oder mit der Selfiekamera sogar an Videocalls teilnehmen.
Als wäre das noch nicht genug, gibt es auf der Fahrerseite noch ein Instrumentendisplay (ebenfalls 12,3 Zoll groß) und darüber ein Head-up-Display. Beides serienmäßig, sofern man das 12.486 Euro teure AVANTGARDE Premium Plus Ausstattungspaket gewählt hat. Die Displays haben allesamt eine hervorragende Auflösung und geringe Latenzen. Das macht sich besonders beim klaren und verzögerungsfreien Bild der Rückfahrkamera bemerkbar. Auch dabei ist das 730 Watt Burmester® 4D-Surround-Soundsystem, das mit 17 Lautsprechern für großartigen Klang sorgt.
Auch auf die Sitze kann man ein kleines Loblied singen. Dank Lederpaket sind die Sitze und die Instrumententafel mit weichem Leder bezogen. Die Vordersitze sind beheiz- und klimatisierbar, bieten vielfache elektrische Verstellmöglichkeiten und eine angenehme Sitzmassage. Im Fond muss man sich mit einer optionalen Sitzheizung zufriedengeben, hat aber immerhin viel Platz für die Knie.

Bleibt noch der Kofferraum. Der ist mit 460 bis 1.675 Litern zwar groß, bleibt aber deutlich hinter den 615 bis 1.830 Litern der Nicht-Plug-in-Modelle zurück. Man sieht die Erhöhung des Kofferraumbodens, es gibt kein Fach darunter und bei umgelegten Rücksitzen (im Verhältnis 40:20:40) ist die Ladefläche nicht eben.
Motor und Getriebe
Das Herzstück des E 300 de 4MATIC ist die Kombination aus einem 2,0-Liter-Dieselmotor mit 197 PS und einem Elektromotor mit 129 PS. Zusammen liefern die Aggregate eine Systemleistung von 313 PS und ein Drehmoment von 700 Nm. In der Theorie verspricht diese Konfiguration Dynamik und Effizienz. Und solange die Batterie geladen ist, gilt das auch für die Praxis. Denn mit dem satten Drehmoment beschleunigt der Benz sein hohes Gewicht von knapp 2,5 Tonnen über eine 9-Gang-Automatik in 6,7 Sekunden auf Tempo 100. Schluss ist bei 223 km/h. Und laut Datenblatt verbraucht er dabei auf 100 Kilometer ca. 25 kWh und weniger als einen Liter Diesel. Mit seinem 25,4 kWh (netto 19,53 kWh) fassenden Akku soll sogar eine elektrische Reichweite von 102 km möglich sein.
Im Test zeigte sich jedoch, dass die elektrische Reichweite stark von den äußeren Bedingungen beeinflusst wird. Besonders bei kühlen Temperaturen lag der Energieverbrauch bei rund 40 kWh und die elektrische Reichweite damit bei unter 60 Kilometern. Im Jahresdurchschnitt wird man wohl bei 70–80 Kilometern landen. Ist die Batterie einmal leer, arbeitet der 300 de wie ein Vollhybrid und verbraucht 6–7 Liter Diesel auf 100 Kilometer; mit 50 Liter Tank und vollen Akkus sind daher über 800 km möglich.
Allerdings ist der manchmal hörbare Zweiliter-Vierzylinder und seine Leistungsentfaltung dem Fahrzeug nicht ganz angemessen. Man würde sich hier eher einen Sechszylinder wünschen – und bei dem Preis auch erwarten.
Sieht man davon einmal ab, macht der E 300 de All-Terrain jedenfalls eine gute Figur. Das Luftfahrwerk bügelt die meisten Unebenheiten weg und wer auf die sportlichen 20-Zöller verzichtet, bekommt wohl noch mehr Komfort. Trotz des hohen Gewichts fühlt sich der E 300 de auch in Kurven und beim Bremsen dynamisch an und dank des Allradantriebs (auch im elektrischen Modus) punktet er überdies mit allzeit guter Traktion.
Geladen wird der Akku standardmäßig über einen AC-Lader mit maximal 11 kW. In knapp drei Stunden ist der Akku damit wieder voll. Für 600 Euro gibt es optional einen DC-Lader mit 55 kW maximaler Ladeleistung. Damit dauert das Laden von 10 bis 80 Prozent nur 20 Minuten.
So viel kostet der Mercedes-Benz E 300 de All-Terrain
Trotz 0 % NoVA ist der E 300 de alles andere als ein Schnäppchen. Mindestens 73.999 Euro kostet der Plug-in-Hybrid-Kombi. Als All-Terrain sind es bereits 82.590 Euro. Mit dem 12.486 Euro teuren AVANTGARDE Premium Plus Ausstattungspaket erhält man auf einen Schlag viele Extras wie zum Beispiel einen adaptiven Fernlicht-Assistent, eine 360°-Kamera, das Burmester®-Soundsystem, wärme- und geräuschdämmendes Akustikglas, ein Panorama-Schiebedach, 4-Zonen-Klimaautomatik, einen beleuchteten Kühlergrill, ein Head-up-Display, und das Digital Light mit Projektionsfunktion. 1.080 Euro kostet die Metallic-Lackierung und 1.680 Euro die 20-Zoll Felgen, 2.100 Euro das Lederpaket und 1.788 Euro der MBUX Superscreen. Schließlich gibt es noch das Fahrassistenz-Paket Plus mit Lenkassistent, Stauassistent, Abstands-Assistent usw. für 2.562 Euro. Kreuzt man so ziemlich alle Optionen an (Sitzheizung im Fond, Anhängerkupplung, Diebstahlwarnanlage usw.) kommt man schließlich auf einen Gesamtpreis von 112.710 Euro. Ein stolzer Preis angesichts des Vierzylinders.
Fazit: Komfort trifft auf Kompromisse
Der Mercedes-Benz E 300 de 4MATIC All-Terrain ist ein beeindruckendes Fahrzeug, das Luxus, modernes Infotainment, Elektromobilität und eine Prise Offroad miteinander vereinen will. Zu großen Teil gelingt das auch. Aber hin und wieder muss man auch einen Kompromiss eingehen.
