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Der 2024 Renault Rafale E-Tech PHEV 4×4 300 im Test!

Eine Einladung in den Engadin? Das kann man doch nicht ausschlagen. Wer weiß, ob sowas jemals wieder kommt. Wie praktisch, dass ich für die 670 km je Strecke gerade den 300 PS starken Renault Rafale 4x4 zur Verfügung hatte.

Renault Rafale Atelier Alpine E-Tech Plug-in-Hybrid 300 4×4: Ausflug in den Engadin

Der Engadin ist eines der höchstgelegenen bewohnten Täler Europas, Ursprung des Inn und Austragungsort verschiedener Pferderennen auf zugefrorenen Seen, um die Reichen und Schönen zu unterhalten. Auch wenn ich an Letzteren nicht sonderlich interessiert bin, wollte ich mir diesen Winterurlaub nicht entgehen lassen. Mit dem auf dem Espace basierenden SUV-Crossover Renault Rafale hatte ich außerdem ein passendes Fahrzeug für die 670 km lange Strecke. Schon klar, eine lange S-Klasse würde noch besser nach St. Moritz passen, aber der 4,71 Meter lange Plug-in-Hybrid aus Frankreich machte ebenfalls keine schlechte Figur. Seine stimmigen Proportionen und scharfen Kanten sorgen vor allem in Kombination mit der 1.980 Euro teuren Sonderlackierung in „Gipfel-Blau matt mit Dach in Black-Pearl“ für einen dynamischen Auftritt. Ebenso wie die 21-Zoll-Felgen „Chicane“, die in der Top-Ausstattung „Atelier Alpine“ mit dabei sind. Der Vergleich ist vielleicht ein bisschen weit hergeholt, aber irgendwie hat der Renault Rafale auch etwas Ähnlichkeit mit dem Lamborghini Urus. Und das schon für ein Fünftel des Preises 😉

2025 Renault Rafale PHEV vor Bergpanorama

Das Interieur des Renault Rafale

Auch im Inneren weiß der Rafale zu beeindrucken. Die L-förmig angeordneten Bildschirme haben eine Diagonale von 12,3 bzw. 12 Zoll und dominieren das Cockpit. Die Ansichten auf dem Instrumenten-Display lassen sich unterschiedlich konfigurieren und wer beim Fahren nicht nach unten sehen möchte, kann die meisten Informationen auch auf dem optionalen (+720 €) Head-up-Display ablesen. Das hochformatige Mitteldisplay läuft auf dem aktuellen Android 12, reagiert flott und bietet Navigation auf Google Maps-Basis, die problemlos über Sprachbefehle bedient werden kann. Die Einstellungen der Klimaanlage kann man ganz unten am Display ablesen und teilweise auch bedienen. Die wichtigsten Funktionen sind angenehmerweise aber über haptische Tasten darunter steuerbar. Und wer im Auto viel und laut Musik hören möchte, sollte das 960 Euro teure harman/kardon®-Paket dazunehmen, das mit 12 Lautsprechern und 485 Watt Leistung für ansprechenden Klang sorgt.

Die sportlich geschnittenen (veganen) Teilledersitze in der ersten Reihe bieten guten Seitenhalt und sind vielfach elektrisch verstellbar. Es gibt zwar keine Sitzmassage, aber für den Fahrersitz zumindest eine elektrisch verstellbare Lordosenstütze, die per Knopfdruck auch „pulsiert“ und so den unteren Rücken aktiviert. Auch nach mehreren Stunden Fahrt hat man hier keinen schmerzenden Rücken. Ein schönes Detail ist außerdem das leuchtende Alpine-Logo, das in die Rücklehnen gestanzt, aber nur aus bestimmten Winkeln sichtbar ist.
Auch in der zweiten Reihe ist der Sitzkomfort gut und bei den Knien ist genug Platz, dass auch Erwachsene über längere Strecken gerne auf der Rückbank Platz nehmen. Die Sitze könnten nur etwas höher sein, dann würden die Oberschenkel angenehmer auf dem Sitz aufliegen. Klappt man die dreigeteilten Lehnen der hinteren Sitze um, vergrößert sich das Kofferraumvolumen von 530 auf 1.600 Liter – deutlich weniger als beim Vollhybrid mit 630–1.900 Litern. Unter dem Kofferraumboden ist aber immerhin noch etwas Stauraum für die Ladekabel.
Für mehr Licht im Innenraum sorgt das optionale (+1.525 €) Solarbay®-Panorama-Glasdach, bei dem sich die Lichtdurchlässigkeit einzelner Segmente per Knopfdruck verstellen lässt.

Motor und Fahren

Was den Antriebsstrang des Rafale PHEV angeht, haben es sich die französischen Ingenieure nicht leicht gemacht. Gleich vier (!) Motoren arbeiten zusammen, um eine Gesamtleistung von 300 PS zu erreichen: Unter der Motorhaube arbeitet ein 1,2 Liter großer Dreizylinder-Turbobenziner mit 150 PS, der von einem 34 PS starken Startergenerator sowie einer im Getriebe platzierten 69 PS starken E-Maschine unterstützt wird. An der Hinterachse leistet eine weitere E-Maschine 136 PS und komplettiert damit den Allradantrieb. Das Zusammenspiel aller Motoren gelingt dabei gut und Wechsel zwischen den einzelnen Modi sind kaum wahrnehmbar. Dank der Kraft der Elektromotoren beschleunigt der Rafale in 6,4 Sekunden auf 100 km/h und maximal weiter bis 180 km/h. Auch bei höheren Geschwindigkeiten ist noch genug Power vorhanden, um problemlos zu überholen: von 80 auf 120 km/h braucht der Rafale gerade einmal 4 Sekunden. Für ein Auto mit mehr als 2 Tonnen Leergewicht eine beachtliche Leistung.
Rein elektrisch sind maximal 135 km/h möglich, dann allerdings nicht für die angegebenen 105 Kilometer elektrischer Reichweite. Auf der Landstraße zurück nach Österreich konnte ich mit einer Ladung der brutto 22 kWh fassenden Batterie dennoch eine Reichweite von über 80 Kilometer erzielen. Ist die Batterie einmal leer, schaltet sich der Dreizylinder hörbar ein und beschert dem Rafale einen Verbrauch von etwas über 6 Litern auf 100 Kilometer. Mit seinem 55 Liter Tank kommt man so immerhin auf eine Gesamtreichweite von über 900 Kilometern.
Laden kann man den Renault Rafale leider nur mit Wechselstrom und maximal einphasig mit 7,4 kW. Damit dauert es im besten Fall 2:45 Std bis der Akku wieder ganz voll ist. An einer gewöhnlichen Haushaltssteckdose vergehen sogar über 8,5 Stunden.

Während der gesamten Reise konnte das SUV-Coupé an vielen Stellen seine Stärken ausspielen: Zum Beispiel bei seinen akkuraten Assistenten und dem komfortablen Fahrwerk auf der Autobahn. Die verschneite Fahrbahn auf den Berg meisterte er mit Allradantrieb und Schneemodus. Für die rutschige Rückfahrt versuchte ich es mit der Bergabfahrhilfe, die ich aber nicht hilfreicher als die höchste Stufe der 3-fach verstellbaren Rekuperation fand, mit der man beinahe One-Pedal-Driving erreicht. Und schließlich sorgte die Allradlenkung 4Control advanced für mehr Dynamik in den Kurven des Engadin. Allerdings drehen sich die hinteren Räder erst ab einer Fahrzeuggeschwindigkeit von 7 km/h mit. Beim Rangieren – zum Beispiel in engen Garagen – hat man leider wenig vom damit auf 10,4 m verkleinerten Wendekreis.

2025 Renault Rafale PHEV Cockpit

So viel kostet der Renault Rafale

Bei allem, was der Renault Rafale bietet, war zu erwarten, dass er kein Schnäppchen ist. Den Einstieg macht der 200 PS starke Vollhybrid mit 44.760 Euro. Für den Plug-in sind es mindestens 50.760 Euro. In der hier getesteten höchsten Ausstattung Atelier Alpine verlangt Renault bereits 55.260 Euro. Und mit den wenigen verfügbaren Extras wie Sonderlackierung (+2.013 €), harman/kardon®-Paket (+984 €), Head-up Display (+732 €) und Panorama-Glasdach (+1.525 €) ergibt sich ein Gesamtpreis von 60.420 Euro. Andererseits kostet der 4 Zentimeter längere BMW X4 derzeit (Stand: März 2025) mindestens 70.780 Euro. Das relativiert den Preis dann auch wieder.

Fazit

Ich bin kein Fan von SUV-Coupés, aber der Renault Rafale – übrigens Rafal gesprochen – macht seine Sache ziemlich gut. Bei Komfort und Fahrverhalten spielt er beinahe in der Premiumliga mit. Bloß das Wummern des Dreizylinders will da noch nicht ganz mit. Er bietet ausreichend Platz, eine solide elektrische Reichweite und dennoch einen großen Tank, schnelles Infotainment und guten Sound. Ich persönlich würde mir noch eine im Stand arbeitende Allradlenkung wünschen. Gut gemacht.

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