Der Land Rover Range Rover Sport HSE Dynamic i6 P400 MHEV im Test!
Große SUV brauchen Turbodiesel mit massig Drehmoment. Dachte ich jedenfalls immer. Doch der Land Rover Range Rover Sport HSE Dynamic i6 P400 MHEV mit 400 PS starkem Reihensechszylinder-Benziner samt 48-Volt-Startergenerator-Unterstützung belehrt mich im Test eines Besseren.Range Rover Sport i6 P400: Die Überraschung des Jahres!
Groß und mächtig in der Erscheinung und dank entsprechender Motorisierung auch kraftvoll und souverän im Antritt: Der Range Rover Sport des Modelljahrs 2020 mit der feinen i6 P400-Motorisierung. Das passende Auto für adelige Großgrundbesitzer, Landgrafen und Stadtbarone oder für bürgerliche, die nicht auf den letzten Cent achten müssen. Dieses Prestigeprodukt kostet Geld – in der Anschaffung und im Erhalt.
RSG, EAV und …
Nicht aber beim Tanken, wie ich im Test mit Erstaunen feststellte. Denn der sportliche Range mag zwar 2,4 Tonnen Leergewicht im Zulassungsschein stehen haben, doch gleich darunter stehen auch „Euro 6d“ und 209 Gramm CO2-Emission pro Kilometer (nach NEFZ). Das entspricht „umgerechnet“ 9,2 Liter Super Benzin auf 100 Kilometer. Und das Erstaunliche: Die schafft er beinahe! Wohl aber auch nur, weil der 400 PS starke Dreiliter-Reihensechszylinder-Turbobenziner beim Anfahren Unterstützung von einem 18 kW (also knapp 25 PS) starken 48-Volt-Riemen-Starter-Generator, kurz RSG, erhält. 9,9 Liter ergab meine Rechnung nach 850 gefahrenen Kilometern. Respekt, denn damit unterbot er sogar den WLTP-Wert von 10,5 Liter. Bei dem Verbrauch könnte er übrigens leicht 1.000 Kilometer am Stück zurücklegen, schließlich fasst sein Tank unfassbare 104 Liter und damit satte 18 Liter mehr als der seiner Diesel-Brüder.
Während dem seidenweichen Traumtriebwerk beim Anfahren der RSG unter die Arme greift, bläst ihm untenrum ein elektrisch angetriebener Verdichter, kurz EAV, ordentlich den Marsch, bevor oben raus der „normale“ Abgasturbolader zupackt. Das Ergebnis: 550 Nm maximales Drehmoment und, noch viel wichtiger, instant Schub in jeder Lebenslage. Dafür sprechen auch die 5,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Damit lässt sich, jugendlich frivol, eine ganze Armada an Hot-Hatches ärgern oder anders gesagt: Man hat allemal genug Leistung unter der Motorhaube, für souveränes durch die Gegend gondeln.
… Dynamic Response!
Flottes Kurvenfahren mag der Range Rover Sport aber auch 2020 nur bedingt. Zwar verhelfen ihm die opulente Sensorik, der Allradantrieb selbst und die hydraulische Wankstabilisierung „Dynamic Response“ zu beindruckenden Kurventempi und damit zu unterhaltsamen Momenten bei Fahrer und Mitfahrern. Doch schon früh winseln die 21 Zoll großen Räder auf trockenem Asphalt um Gnade – kein Wunder, bei dem Gewicht. Dafür verkörpert der Brite Überholprestige. Schiebt sich die 2,1 Meter breite Front in den Rückspiegel, suchen selbst hartgesottene Linksspurfahrer freiwillig das heile Rechts. Nur lästige Querrillen und Kanaldeckel wünschte ich mir besser weggefedert.
Apropos Federung
Wer glaubt, dieser Luxusliner sei nur etwas für die Straße und höchstens ein paar Waldwege, der irrt. Wie jedem Land Rover verhilft auch dem Range Rover Sport das patentierte Terrain Response System zu ungeahnten Kraxelfähigkeiten. Ein Offroad-Computer steuert dabei nicht nur das Motormanagement, die 8-Gang-Automatik und das Mitteldifferenzial, sondern auch die Luftfederung. Derart gewappnet zeigt sich selbst mein 145.044 Euro teurer Edel-Range als zuverlässige Bergziege.
Türe zu, Außenwelt aus
Innen ist der Range Rover Sport ein britischer Nobel-Club auf vier Rädern. Nichts wirkt billig. Mitunter auch wegen des erweiterten Lederpakets der HSE Dynamic-Ausführung. Erhabenes Lümmeln ist die typische Sitzposition im Range. Das zig-fach elektrisch verstellbare Gestühl ist bequem und bietet ausreichend Seitenhalt – und neben der großen Armlehne, die übrigens auch eine Kühlbox beherbergt, auch zusätzliche Armlehnen. Endlich arbeitet das Infotainment-System so schnell, wie ich es mir schon in früheren Versionen gewünscht habe, und großzügige Platzverhältnisse und das gigantische Panorama-Glasdach verhindern Klaustrophobie – vorne wie hinten. Und dank eigener Sitzheizung, USB-Anschlüssen, einer 230-V-Steckdose und selbst einer eigenen Klimazone dürfen sich die Hinterbänkler sowieso nicht beschweren. Und selbst ganz hinten ist mehr als genug Raum für Ideen. 623 Liter passen in den Kofferraum des 4,88 Meter langen Range Rover Sport.
Fazit zum Range Rover Sport HSE Dynamic i6 P400
Das Sport im Namenszug darf man nicht überbewerten. Selbst mit bärenstarkem 400 PS-Triebwerk ist der Range Rover Sport HSE Dynamic i6 P400 kein Sportwagen. Dafür ist er zu wenig agil. Das muss er aber auch gar nicht sein, schließlich wird auch er wohl eher sanft als saftig bewegt. Dann sind auch respektable Verbräuche von um die zehn Liter Benzin machbar. Große SUV brauchen also nicht immer Diesel.