Volvo EX90: Auf erster Testfahrt!
Erster Test des Volvo EX90 Twin Performance Ultra mit sieben Sitzplätzen und 517 PS rund um Wien. So gut ist sich der elegante 5-Meter-Feschak wirklich!2025 Volvo EX90: 5-Meter-Feschak
Für Volvo Österreich war 2024 ein Traumjahr. Mit einem Neuzulassungszuwachs von 40,26 Prozent sind die Schweden die am stärksten gewachsene Premium-Marke. Zur Info: Audi wuchs von 2023 auf 2024 um 0,03 Prozent, BMW um 6,03 Prozent und Mercedes-Benz um 0,53 Prozent. Beim Volvo XC90 – dem Verbrenner-Pendant des hier gefahrenen EX90 – waren es im Jahr 2024 sogar +52 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dass der Bedarf an großen SUV vorhanden ist, zeigt die Steigerung seines gesamten Segments – dem der E-SUV – um 42,4 Prozent. Der nun startende, rein elektrisch angetriebene EX90 soll 2025 acht Prozent am Gesamtvolumen von Volvo Österreich ausmachen. Sprich: Um die 350 Fahrzeuge wollen sie davon hierzulande absetzen. Mit einem davon war ich nun auf erster Testfahrt rund um Wien unterwegs.
Volvo EX90 ist „ausreichend groß“
Als „ausreichend groß“ bezeichnet Volvo den Frunk. Und mit 49 Litern fällt der tatsächlich nicht üppig aus, aber für ein Warndreieck, ein Ladekabel und ein Paar dreckige Schuhe reicht er allemal. Das passt also schon. Als „ausreichend groß“ würde ich hingegen den Platz in der zweiten Reihe bezeichnen. Für einen PKW mit 5,04 Meter Länge und 2,99 Metern Radstand erwarte ich mir einfach etwas mehr Beinfreiheit, selbst wenn der Fahrersitz auf meine Größe (1,93 m) eingestellt ist. Nur zum Vergleich: Ein Polestar 4 bietet hier deutlich mehr Kniefreiheit, bei 20 Zentimeter weniger Außenlänge. Die aktuell (Stand: 01/2025) serienmäßige verbaute, dritte Sitzreihe ist hier, wie auch anderswo so üblich, nur Kindern bis maximal Jugendlichen zuzumuten. Sie lässt sich vollelektrisch im Boden versenken als auch wieder aufstellen. Das Kofferraumvolumen dahinter liegt bei 324 Litern bzw. bei üppigen 669 Litern im „Fünfsitzer-Modus“.



Mehr Varianten ab März 2025
Anfang März 2025 erweitert Volvo dann sein Angebot beim EX90 immens. Neben der Siebensitzer-Variante können dann auch Fünf- oder Sechssitzer gewählt werden und zudem führen die Schweden neben den beiden derzeit verfügbaren Allradvarianten mit 408 (Twin Motor) und 517 PS (Twin Motor Performance), eine Heckantriebsversion mit 279 PS ein. Letztere fährt mit 104, die beiden Allradler mit 111 kWh (107 kWh netto nutzbar) fassender Batterie vor. Etwas schade, denn so kommt die Single Motor Variante „nur“ auf 580 WLTP-km, während die Allradler im Normzyklus bis zu 614 Kilometer weit kommen. Hier hoffe ich noch auf eine Korrektur der Daten vonseiten Volvo und auf 650 oder mehr Kilometer für die Heckantriebsvariante. Wünschen darf man sich bekanntlich alles.
250 kW Spitzenladeleistung
Beim Nachladen erahnen Kenner, dass der Volvo EX90 bereits vor einem Jahr hätte auf den Markt kommen sollen, aber mehrmals verschoben wurde. Denn obwohl der chinesische Mutterkonzern Geely demnächst den smart #5 mit 800-Volt-Batteriearchitektur und bis zu 420 kW (!) Ladeleistung über den Teich schickt, rollt der große Schwede noch mit 400-Volt-Architektur zu den Kunden. Zwar lädt der EX90 an entsprechenden Ladesäulen mit bis zu 250 kW nach, doch stehen gemächliche 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent für die 111-kWh-Batterie im Datenblatt (104 kWh: 29 min.). An der Wechselstrom-Ladesäule bzw. –Wallbox lädt der Volvo EX90 mit maximal 11 kW nach. 22 kW sind in naher Zukunft nicht zu erwarten. Dementsprechend lange (~11 h von 0–100 %) dauert es, bis die Batterie zu Hause wieder voll aufgeladen ist. Wenngleich wohl kaum einer seinen Stromer komplett leer fährt, bevor er wieder ihn anstöpselt.


Praxisreichweiten im Winter bei 280–380 km
Gut, bei mehr als 600 Kilometer Reichweite sind diese Ladezeiten zu verkraften, denkt ihr Euch nun vielleicht. Doch auf der ersten Testfahrt (Wien–Hainburg–Bruck an der Leitha–Wien) hat sich mein 2,8 Tonnen (nach DIN) schweres Volvo EX90 Twin Performance-Modell (517 PS) bei drei Grad Celsius Außentemperatur in der Stadt 34, auf der Landstraße 28 und auf der Autobahn 38 kWh/100 km gegönnt. Bei 107 netto nutzbaren kWh entspricht dies rechnerischen Maximal-Reichweiten (100–0 %) von ~315, ~380 bzw. ~280 Kilometern Reichweite. Am Testwagen waren Nokian Snowproof 2 SUV Winterreifen in der Dimension 265/45R21 vorne und 295/40R21 montiert. Diese haben eine Rollwiderstandsklasse C. Hier wäre noch Luft nach oben. Immerhin kosten diese pro Stück nur knapp über 200 Euro. Da habe ich schon deutlich höhere Preise für die Reifen anderer Testautos gesehen. Aber zurück zum EX90. Bei E-Auto-verträglicheren Temperaturen (>15 °C) werden es wohl zwischen 380 und 480 Kilometern sein. Ein Testwagen etwas später im Jahr wird dies sicherlich beweisen.
So gut fährt sich der Volvo EX90
Und auf den Testwagen freue ich mich auch schon, denn lange Strecken mit dem Volvo EX90 zu absolvieren ist ein Traum. Das zeigte bereits die erste Testfahrt. Er rollt mit oben genannter Bereifung und dank doppelt verglaster Seitenscheiben (Serie bei der Top-Ausstattung „Ultra“) äußerst leise ab. Und das optionale Luftfahrwerk (+2.700 €) lässt ihn, auf Komfort gestellt, zwar nicht senftenartig über jedwede Bodenunebenheit gleiten, aber dafür äußerst souverän. Mehr „Schiffschaukeln“ würde wohl nicht mit der Sicherheitspolitik der Schweden einhergehen, die nach wie vor bei jeder Modellentwicklung ganz oben im Lastenheft steht. Ist das Fahrwerk hingegen auf Sport gestellt, kann ich nicht meckern. Dann spielt der Volvo EX90 schön die Straßenverhältnisse in den Innenraum und lässt sich, dank direkter Lenkung, mit Leichtigkeit unerlaubt zügig ums Eck biegen.
Ausstattung lässt keine Wünsche übrig
Apropos leise: So hat das optionale (+3.084 €), 1.610 Watt starke Bowers & Wilkins® High-Fidelity-Audio-System ein leichtes Spiel. Ein wahrhaftiger Genuss damit guter Musik in ohrenbetäubender Lautstärke zu frönen. Sieben Polsterungen, sieben Außenfarben und 7 Felgendesigns bzw. -größen (20–22“) stehen zur Wahl. Abgesehen davon sind – bei der derzeitigen Basisausstattung „Plus“ – alle gängigen Assistenzsysteme, zig Airbags und allerhand sonstige Annehmlichkeiten (Lenkradheizung, 4-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung auch hinten, Feinstaufilter, Head-up-Display, uvm.) an Bord. Ab März löst dann „Core“ „Plus“ als Basisausstattung ab, wodurch der EX90 nochmal günstiger wird.
So viel kostet der Volvo EX90 in Österreich
Dann nämlich, also ab März 2025, startet der Volvo EX90 Single Motor Core, den es nur als Fünfsitzer geben wird, bei etwas über 80.000 Euro Listenpreis. Bis dahin gelingt der Einstieg in den Volvo EX90 Twin Motor Plus 7-Sitzer mit ab 93.460 Euro. Die bessere „Ultra“ Ausstattung (Pixel-LED-Scheinwerfer, 360-Grad-Kamera-System, Massagesitze, Akustikverglasung & 21-Zöllern) kostet derzeit ab 99.300 Euro, als Twin Performance-Variante gar 104.300 Euro und so kommt der Testwagen dank einiger Extras (Anhängekupplung +1.200 €, Onyx Schwarz +1.080 €, …) auf knapp über 115.000 Euro.
Mein erstes Fazit
Der Volvo EX90 ist ein Traumwagen, ganz klar. Fährt sich richtig gut, ist innen ausreichend groß und sicherlich die elegantere Wahl gegenüber der wenigen anderen verfügbaren 5-Meter-Elektro-SUV mit bis zu sieben Sitzplätzen – BYD Tang, KIA EV9, Mercedes-Benz EQS SUV, und Tesla Model X. Wie gut er von der Kundschaft angenommen wird, muss sich zeigen. Stichwort: Werterhalt, motorbezogene Versicherungssteuer und Wegfall der E-Auto-Förderung. Aber damit kämpfen die anderen Marken ebenso.