Der 2024 Mercedes-Benz G 450 d im Test!
Ein Mercedes G ist ein Mercedes G. Egal ob AMG oder nicht, man grüßt sich auf der Straße. Doch was taugt der 200.000 Euro teure G 450 d, der leise Bruder des G 63? Wir haben’s herausgefunden.Mercedes-Benz G 450 d: Diesel statt Donnerkeil
Neulich hatten wir den Mercedes-AMG G 63 zu Gast – ein PS-Monster, das beim Kaltstart die Straße wachrüttelt und mit seinem 4,0-Liter-V8 so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, wie ein österreichischer Politiker auf Ibiza. Jetzt folgt der Kontrast: G 450 d, ein Diesel, der zeigt, dass man Nutella auch ohne Butter essen kann – und dass der G auch ohne AMG ein echtes Erlebnis ist.
Sechszylinder statt Soundgewitter
Im G 450 d werkelt ein 3,0-Liter-Reihensechszylinder-Turbodiesel mit 367 PS und 750 Nm Drehmoment. Unterstützt wird er von einem 48-Volt-Mildhybridsystem, das beim Losfahren und Beschleunigen mit zusätzlichen 20 PS und 200 Nm unterstützt. Eigentlich auch schon ein ordentlicher Wert für das Supertrumpf-Quartett, wären da nicht die potenteren Geschwister.
Die Automatik mit ihren neun Gängen macht das Ganze unglaublich geschmeidig – besonders im Komfortmodus. Wer will, kann im Sportmodus auch ein bisschen flotter unterwegs sein, doch grundsätzlich ist das hier ein Fahrzeug, das mit Souveränität statt Show glänzt.
Und das macht er beeindruckend gut. Trotz mehr als 2,5 Tonnen Leergewicht, stürmt der G 450 d in 5,8 Sekunden auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit? 210 km/h – völlig ausreichend, wenn man bedenkt, dass man hier so viel Luft verdrängt wie ein Plattenbau. Aber der G bleibt halt ein G – da weht der Fahrtwind nicht, er strömt majestätisch am Würfelfenster vorbei.
Verbrauch und Fahrverhalten? Überraschend gesittet!
Mit einem Testverbrauch von 8,6 Litern Diesel auf 100 km nach über 1.000 gefahrenen Kilometern zeigt sich der G 450 d für seine Gewichtsklasse erstaunlich genügsam. Im neunten Gang blubbert der Sechszylinder bei Autobahntempo gemütlich vor sich hin. Und dank 100-Liter-Tank schafft man damit bis zu 1.200 Kilometer am Stück – das ist mehr als so mancher Kombi, und ganz sicher mehr als der AMG-Kollege, der mit 16 Litern Super Plus das Doppelte schluckt.
Zwar hört man beim Fahren innen recht wenig, Unebenheiten spürt man dafür. Ob es sich dabei um kleine Fugen auf der Fahrbahn, Schotterstraßen oder grobes Geröll handelt, ist dafür egal. Mit viel Souveränität und zur Not auch mit Untersetzungsgetriebe und gesperrten Differentialen setzt der G 450 d seinen Weg über alle Geländearten fort. Bloß die schönen 19-Zöller will man ungern zerkratzen.
Innen: Lounge, aber mit Luft nach oben
Das Interieur ist standesgemäß: Nappa Leder, Burmester-Soundsystem, Ambiente Licht, ein MBUX mit Augmented Reality-Navigation und 360°-Kamera – alles da, alles auf modernstem Stand. Auch eine Standheizung ist mit an Bord, ebenso temperierte Getränkehalter, offenporiges Holzdekor oder Steinschlagschutz-Gitter für die Scheinwerfer. Natürlich auch ein Schiebedach und sogar eine Klimaautomatik mit Ionisierung der Innenraumluft. Ja, sogar eine 5.106 Euro teure PROFESSIONAL Ersatzrad-Halterung ist mit an Bord.
Aber: Lordosenstütze? Fehlanzeige. Vielfach verstell- und belüftbare Sitze? Ebenfalls nicht dabei. Irgendjemand hat hier wohl vergessen die 4.800 Euro teuren Multikontursitze dazuzubestellen. In einem Auto für über 200.000 Euro sollte das meiner Meinung nach serienmäßig sein oder zumindest im Komfortpaket enthalten. Nach ein paar Stunden Fahrt wünscht man sich mehr Sitzkomfort – besonders auf längeren Strecken in der Sommerhitze.
Platz bietet das 4,83 Meter lange Fahrzeug außen und innen. Der Kofferraum fasst 640 Liter, und zusätzliche Ladung (oder ein Dachzelt, zum Beispiel das James Baroud Magma) kann man ja aufs Dach schnallen, sofern das Gewicht 150 Kilogramm nicht übersteigt.
Und was kostet das jetzt?
Die Basisversion des Mercedes-Benz G 450 d startet, 27 Prozent NoVA geschuldet, bei 166.190 Euro, also bereits in illustren Gefilden. Mein Testwagen kam mit den oben genannten und noch weiteren Extras auf einen Gesamtpreis von satten 200.967 Euro (inkl. Steuern & NoVA). Ein paar Beispiele gefällig? 2.200 Euro für das PROFESSIONAL Line Exterieur Paket, 1.332 Euro für die 19-Zoll Felgen, 12.824 für das EXCLUSIVE Line Interieur Paket (inkl. Schiebedach & Burmester3D-Surround-Soundsystem), 2.338 Euro für das Komfort Paket mit temperierten Cupholdern und induktiver Ladeschale für das Handy.
Ein Schnäppchen ist das nicht – aber man bekommt dafür eine fahrende Luxusfestung (bis auf die Sitze), die auch in der Wüste nicht einknickt. Zum Vergleich: Der AMG G 63 kostet ohne Extras nochmal 94.000 Euro mehr als dieser Testwagen.
Konkurrenz? Britisch, italienisch, königlich.
Mit einem Preis jenseits der 200.000-Euro-Marke schwimmt der G 450 d in einem exklusiven Teich. Die Konkurrenz? Am ehesten der Land Rover Defender X 110 D350 mit 350 PS, der ebenfalls ordentlich geländetauglich ist und ohne Extras schon stattliche 129.000 Euro kostet. Und als Pendant zum AMG-Modell gibt es dort den Defender Octa mit 635 PS ab 259.000 Euro, den ich im Konfigurator auf immerhin 306.000 Euro hochtreiben konnte.
Wer’s sportlicher mag, greift zum mindestens 270.000 Euro teuren Lamborghini Urus SE – der ist allerdings weniger Gelände- als Asphalt-Tier und mit 5,12 Meter Außenlänge bedeutend größer. Eine ähnlich brachiale Optik gibt’s auch im BMW XM, der als Plug-in-Hybrid ab 131.688 Euro in der Preisliste steht. Und wer auf gediegene Art dick auftragen möchte, steigt in den ebenfalls deutlich größeren Bentley Bentayga ab 200.000 Euro. Alle sind teuer. Alle sind schnell.
Community-Gefühl & wachsende Abenteuerlust
Was man nicht unterschätzen darf: Die G-Klasse hat nicht nur FahrerInnen, sondern Fans. Und sie grüßen sich. Mit Lichthupe, Handzeichen oder einfach einem wissenden Nicken. Wer G fährt, ist Teil einer exklusiven Runde. Und offenbar wollen immer mehr Menschen wissen, wozu ihr G wirklich fähig ist.
Denn während ich den G 450 d teste, trudelt eine Pressemitteilung ins Postfach: Die Nachfrage nach der G-Class Experience steigt. Ob private Coaching-Sessions am legendären Schöckl oder Wüstenritte durch Marokko – wer sich so ein Auto gönnt, will mehr als nur den Ausflug am Sonntag. Man will Schräglagen erleben, Steigungen bezwingen, Grenzen ausloten. Schließlich ist die G-Klasse nicht nur ein Statussymbol – sie ist ein Werkzeug für Abenteuer. Zumindest in der Theorie. Außerdem wurden allein in den letzten 2,5 Jahren 100.000 G-Klassen bei Magna Steyr in Graz produziert:
- 05.08.2025: 600.000ste G-Klasse (G 580 mit EQ Technologie)
- 20.04.2023: 500.000ste G-Klasse
- 04.12.2020: 400.000ste G-Klasse
- 19.07.2017: 300.000ste G-Klasse
Fazit
Der Mercedes-Benz G 450 d ist der perfekte G für alle, die das ikonische Design, die Geländefähigkeiten und den Luxus der G-Klasse wollen, aber nicht bei jedem Tankstellenbesuch weinen möchten. Er ist stark, leise, souverän – der Gentleman’s G. Und ja, wer 200.000 Euro ausgibt, darf gerne auch Sitzbelüftung verlangen. Aber auch ohne will man diesen Diesel nicht mehr hergeben.