Der BMW X1 xDrive18d im Test
Der BMW X1 versucht es allen SUV-Suchenden recht zu machen. Doch wer allen gefallen will, lässt oft Ecken und Kanten vermissen – und wirkt dadurch ein bisschen langweilig.BMW X1 xDrive18d: Viel Auto, wenig Kanten
Der Winter in Wien kann ganz schön trist sein. Meistens wirkt die ganze Stadt als wäre sie ausschließlich in Grau- oder Brauntöne gefärbt. Die Sonne zeigt sich jeden Tag nur wenige Stunden und die ganze Zeit ist es unangenehm nass-kalt. Das Storm Bay Metallic des BMW X1 Testwagens, das im trüben Tageslicht fahl schimmert, passt da ideal zur grantigen Wiener Winterstimmung.
Aber vielleicht braucht der BMW X1 diese Farbe auch, um wenigstens ein bisschen zu polarisieren. Denn das bayerische SUV ist bei Größe, Motorisierung und Technik „Everybodys Darling“ – oder guter Durchschnitt im Premiumsegment, wenn man es ein bisschen nüchterner formulieren möchte. Da kann ich einerseits gut nachvollziehen, wieso 2019 so viele Österreicher einen X1 gekauft haben (2019 war er mit 3.318 zugelassenen Fahrzeugen die Nummer 23 in der Zulassungsstatistik). Aber andererseits macht es den X1 eben auch ein bisschen langweilig – trotz Facelift.
1 cm gewachsen, bekannte Motoren
4,45 Meter ist der geliftete BMW X1 lang, und damit einen Zentimeter länger als bisher. Das Kofferraumvolumen hat sich mit 505–1.550 Litern nicht verändert. Dafür hat das Facelift vorne veränderte Lufteinlässe, andere Nebelscheinwerfer und hinten eine neue Heckschürze bekommen. Genug Veränderungen, um das alte vom neuen Modell unterscheiden zu können.
Unter der Haube arbeitet aber weiterhin die bereits bekannte Palette aus 3- und 4-Zylinder-Benzin- und Dieselmotoren. Im Testwagen ist es der 18d genannte Zweiliter-Diesel mit 150 PS und 350 Nm maximalem Drehmoment – und leistungsmäßig zwischen 16d (116 PS) und 20d (190 PS) gelegen, wieder ein guter Durchschnitt. Wobei man schon sagen muss, dass sich ein X1 mit xDrive, 8-Gang-Automatik und 150 PS nicht nur nach Durchschnitt anfühlt. Der Motor hängt gut am Gas, die Automatik schaltet schnell und unauffällig. Im Sportmodus fühlt sich das gesamte Fahrzeug straffer und schneller an und auf Eco Pro kann man ein bisschen Treibstoff sparen. In beiden Modi fährt sich der X1 angenehm satt und lässt nur wenige Geräusche ins Fahrzeug dringen. Im Schnitt verbrauchte er im Test 6,9 Liter Diesel auf 100 km. Wer will, kann mit den optionalen Paddles am Lenkrad die Gänge manuell einlegen und so mehr Kontrolle über den Motor ausüben – zumindest bei längeren Bergab-Etappen macht das durchaus Sinn.
Guter Sound im alten Cockpit
Wer gehofft hat, dass der X1 mit dem Update auch das aktuelle BMW Interieur bekommen würde, wird leider enttäuscht. Dafür müsste man zum aktuellen 1er oder 3er greifen. Immerhin, das optionale Mitteldisplay ist neu, jetzt 10,25 Zoll groß und kann auch per Touch bedient werden. Von der Aktualität mal abgesehen, bekommt man im X1 aber ein ausgezeichnet funktionierendes Infotainment System. Die harman/kardon-Anlage sorgt für tollen Sound, das iDrive arbeitet schnell und die Bedienung ist einfach. Auch eine Sprachsteuerung ist mit an Bord. Sie lässt sich jedoch noch nicht per Kommando, sondern per Knopfdruck am Lenkrad starten.
Das Head-up-Display gab es auch schon im Pre-Facelift. Es ist aber nach wie vor eine ausgezeichnete Möglichkeit alle Daten im Blick zu haben, ohne diesen von der Straße abzuwenden.
Preis
Vielleicht gibt es doch noch einen Punkt, der potenzielle Interessenten polarisieren könnte: der Preis. Mindestens 34.500 Euro kostet der BMW X1 nämlich, als 140 PS Benziner mit Frontantrieb. 40.300 kostet der 118d mit xDrive, aber ohne Zusatzausstattung. Und stattliche 64.387 Euro sind es dann in der M Sport Version (+ 5.550 €) mit Österreich Paket (+ 1.770 €), Business Paket Plus (+ 1.540 €), Komfort-Paket (+1.010 €), Audio-Paket (+ 510 €), Automatik (+ 1.805 €) und noch ein paar Kleinigkeiten. Das macht den X1 schnell zu einer teuren Angelegenheit.
Fazit
Mal abgesehen vom „alten“ Cockpit macht der BMW X1 xDrive18d keine Abstriche. Platz, Leistung, Fahrverhalten, Bedienung – all das und mehr bietet er auf hohem Niveau. Bloß fehlt dem kleinsten Spross aus BMWs X-Palette irgendwie die Leidenschaft, die X2 oder 1er besser auf die Straße bringen. Wer darauf nicht viel gibt, kann mit dem X1 bestimmt glücklich werden.