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Der Mazda MX-30 GTE+ im Doppel-Test!

Wer als Hersteller kein Elektroauto anbietet, verschläft gerade den „trendigsten Trend“. Und weil Mazda da nicht dazugehören möchte, haben die Japaner im Herbst 2020 ihren Ansatz eines E-Autos auf den Markt gebracht: Den Mazda MX-30. Raphael und ich haben uns dem kleinen Stromer angenommen.

Real-Talk: Raphael über den Mazda MX-30

Die Welt „dreht“ sich immer schneller, alles wird hektischer. Und auch wenn wir vielleicht gerade jetzt ausgebremst werden und durch Kurzarbeit und Lockdowns das Leben langsamer zu laufen scheint, ist mir der Mazda MX-30 selbst dafür zu langsam. Nein, nicht von seinen Fahrleistungen her. Die reichen vollkommen aus. Ich spreche von den Ladezeiten. Schließlich bin ich seit Kurzem stolzer Besitzer einer 11 kW Ladestation bei meinem Eigenheim. Und so kam es, dass der MX-30 das erste Elektrofahrzeug war, das daran Strom ziehen durfte. Aber von den 11 kW ist man weit entfernt. Denn der MX-30 kann nur einphasig Laden, zwar mit bis zu 7,4 kW, doch im Privatgebrauch dürfen dem Stromnetz ohne Genehmigung einphasig höchsten 3,7 kW entnommen werden. Und so kommt es, dass ich statt der möglichen 69 Kilometer nur 23 Kilometer pro Stunde nachladen kann. Da kann die Batterie noch so „right-gesized“ sein, wie Mazda proklamiert, aber von den neun bis zehn Stunden Ladezeit im Privathaushalt erfährt man nirgendwo. Der Gedanke spontan wo hinfahren zu können, muss beim MX-30 aus dem Kopf gelöscht werden. Selbst an der DC-Ladestation sind „nur“ 50 kW Ladeleistung drin. Das kann ich jedoch, aufgrund der mit 35,5 kWh (brutto) klein bemessenen Batterie, durchaus akzeptieren.

Dennoch sind die Batteriegröße und die Ladeleistung für die Fahrzeuggröße von 4,4 Metern Länge für meinen Geschmack auf der mageren Seite zu Hause. Vor allem, weil mir der MX-30 mit dieser Außenlänge nicht mehr als reines Stadtauto verkauft werden kann, so wie es z. B. Honda beim 3,89 Meter kurzen Honda e probiert. Dass hier Platz verschenkt wurde, kann auch beim Blick unter die „Motorhaube“ sofort gesehen werden. So viel Leerraum gab es zuletzt in Fahrzeugen der 80er Jahre. Schade, hätten die Japaner doch wenigstens einen „Frunk“ eingebaut. Dann müssten die zweitweise schmutzigen Ladekabel nicht im 341 Liter kleinen Kofferraum herumkugeln. Mir scheint, hier hat sich Mazda den Platz für einen Range-Extender aufgehoben. Ob wohl ein Wankel-Motor Einzug in den MX-30 finden wird?

Jetzt aber zurück zur Außenlänge bzw. dem verschenkten Raum: Denn der Mazda MX-30 mag zwar von außen groß sein, doch wenn die Passagiere in der ersten Reihe eine Größe von 1,85 Meter überschreiten, finden auf der Rückbank höchstens Kinder ausreichend Beinfreiheit vor. Und ja, die gegenläufig öffnenden Türen ohne B-Säule sind zugleich ein Hingucker als auch praktisches Feature, wenn man Kinder hat, die einen Kindersitz brauchen. Für die etwas weiter ausladenden Baby-Schalen wird es aber eng – vor allem, wenn eben davor noch jemand Platz nehmen muss. Und ISOFIX-Punkte am Beifahrersitz gibt es leider keine.

Tizians-Take

Ich bleibe bei den Türen und sag es gleich zu Beginn: Sie sehen cool aus, sind aber im Alltag unpraktisch. In engen Parklücken, zum Beispiel, ist Geschicklichkeit gefragt. Will man nämlich etwas auf die Rückbank legen, muss man zuerst die vordere Tür öffnen, dann die hintere. Und irgendwo dazwischen muss man selbst auch noch Platz haben.

Doch ich finde auch positive Seiten am MX-30. Etwa das Fahrgefühl. Denn das beherrscht dieser Mazda wirklich einwandfrei. Die E-Maschine mit ihren 145 PS reicht vollkommen für den Alltagsbetrieb aus. In 9,7 Sekunden geht es mit dem 1.750 Kilogramm leichten MX-30 auf Tempo 100 und weiter bis maximal 140 km/h. Dabei ertönt durch die Lautsprecher ein Motorengeräusch das wie ein Todesstern mit HEMI-V8 klingt. Das entlockt manch einem einen Lacher, andere finden es wohl nur peinlich. Ich denke mir, dass es dem Fahrgefühl etwas Charakter gibt. Ich jedenfalls finde, dass der Sound besser klingt als das einfache Surren eines E-Motors.

Der Mazda MX-30 lässt sich flott durch den Stadtverkehr bewegen. Für mich könnte er Bodenwellen und Straßenbahnschienen etwas weicher wegstecken, ansonsten ist das Fahrwerk richtig gut. Der Wagen liegt satt auf der Straße, tendiert zum Untersteuern auf nasser Fahrbahn. Die Lenkung ist direkt und die Bremsen packen ordentlich zu. Klar: Rennsemmel ist er keine, das macht der Honda e besser. Für den Durchschnittsautofahrer ist das Fahrverhalten aber wunderbar so wie es ist. Vor allem dank feiner Assistenten wie etwa den adaptiven Tempomat mit Stauassistent, Spurwechselassistent mit Lenkeingriff und Notbremsassistent.

Und noch ein nicht ganz unwichtiges Wort zur Reichweite. Nach WLTP sind es laut Mazda 200 Kilometer, die der MX-30 schaffen soll. Im winterlichen Test waren es in der Realität nur 150 Kilometer. Langstreckentauglich ist er deshalb nur bedingt.

Vollkommen überzeugt hat mich der Innenraum. Der sieht, besonders mit den hellen Sitzen, sehr, sehr wohnlich aus und erfreut Fahrer und Beifahrer mit einfacher Bedienung und tollem Klang aus der Anlage. Die erhöhte Sitzposition gefällt ebenso und sorgt für einen guten Rundumblick. Einzig das Platzproblem in der zweiten Reihe nervt. Denn so ist der MX-30 mehr ein 2+2-Sitzer.

Was kostet der Mazda MX-30?

Und dann ist da noch der Preis, über den wir reden müssen. Denn für all das Gebotene – große Außenhülle, wenig Platz im Innenraum, tolles Fahrverhalten, kleine Batterie, schwache Ladeleistung – sind die angefragten 34.990 Euro und gar 41.342 Euro für den GTE+-Testwagen (die zweite von insgesamt vier Ausstattungslinien) sehr selbstbewusst. Schließlich gibt es in dieser Preisklasse bereits Fahrzeuge, die nicht „bloß“ 200 Kilometer nach WLTP, sondern 320 oder gar 420 Kilometer schaffen. Einen guten Überblick darüber gibt Euch wieder unser Diagramm:

Der Kaufpreis im Verhältnis zur Reichweite.
Der Kaufpreis im Verhältnis zur Reichweite

Fazit

„Wollen, aber nicht so recht können“, muss sich der Mazda als Urteil gefallen lassen. Der Mazda MX-30 zeigt, dass die Japaner einen durchaus spannenden Ansatz beim Bau von E-Autos haben. Doch mit der kleinen Batterie und der langsamen Ladegeschwindigkeit ist der MX-30 selbst für Tagesausflüge nur mit Kompromissen zu gebrauchen. Und für die Stadt gibt es reichlich Alternativen zum günstigeren Tarif. Dennoch: Ein stylisches Auto ist er auf jeden Fall.

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