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Der 154 PS starke 2020 Honda Honda e Advance im Test!

Mehr Hype, Retro und Futurismus gehen derzeit nicht. Der neue Honda Honda e könnte neben dem Fiat 500 und dem MINI Cooper der nächste kompakte Klassiker werden. Findet zumindest Filou Raphael nach dem zweiwöchigen Test. Und ja, dieses KFZ heißt wirklich Honda Honda e!

2020 Honda Honda e Advance: Zurück in die Zukunft!

Den Honda Honda e könnte dasselbe Schicksal wie den MINI Cooper SE ereilen: Nämlich, dass er als „am Konsumenten vorbeientwickelt“ abgestempelt wird. Zumindest dann, wenn bloß ein Blick auf die Daten geworfen wird:

„Der ist rein elektrisch, oder?“

Ja, das ist der neue Honda e.

„Reichweite?“

Maximal 222 km (nach WLTP mit 16-Zöllern).

„Was, nur so wenig?! OK, und was kostet das dann?“

Ab 34.990 Euro (ohne Förderung).

„Was, so viel?! Viel zu teuer!“

Nun ja, viel mehr als die 35,5 kWh passen derzeit einfach nicht zwischen die Achsen.

Genau so laufen 95 Prozent der Gespräche ab, die ich während des Testzeitraums geführt habe. Und genau so wird’s wohl auch beim Händler ablaufen. Nur, dass der den Kunden dann hoffentlich den Schlüssel für eine Probefahrt in die Hand drückt. Denn den Honda e muss man erlebt haben. Nicht nur wegen seiner unfassbaren Agilität, sondern auch wegen des Infotainment-Angebots.

Benchmark-Innenraum!

Wie Innenraum im Jahr 2020 geht, zeigt Honda mit dem Honda e nämlich eindrucksvoll auf. Fünf Monitore an der Zahl – in meinem Advance-Modell sogar sechs – zwei davon mit Touch-Funktion. Und dennoch sind die wichtigsten Dinge per mechanischen Tasten und Drehregler erreichbar. Lautstärke- und Klimaanlagen-Regelung sind nur zwei Beispiele, und die Sitzheizung kann von Langbeinigen gar mit dem Knie aktiviert werden.

Das System selbst, also die Software, ist meiner Meinung nach noch nicht vollends ausgereift. So kann der Fahrer zwar zum Beispiel das Navigationssystem auf den Beifahrermonitor hinübertauschen, sodass der Beifahrer eine Route eingeben kann. Aber mit der Bluetooth-Kopplung geht das nicht. Diese ist sowohl vom Fahrer als auch Beifahrer nur im Park-Modus bzw. mit angezogener Handbremse durchführbar.

Apropos Bluetooth: Der Honda e ist bereits für Apple CarPlay® der 2. Generation bereit, kann also kabellos verwendet werden, aber eine induktive Ladestation fürs Smartphone gibt es keine. Somit muss das Handy des „hohen Energieverbrauchs wegen“ erst recht wieder per Kabel angesteckt werden. Fürs Anstecken selbst gibt’s aber zumindest zahlreiche Möglichkeiten. Zwei USB in der Front. Dazwischen ein vollwertiger 230 Volt Anschluss – falls man mal an der Ladestation mit seinem Laptop arbeiten möchte, oder wer lieber mit der Spielekonsole zockt findet sogar einen HDMI-Anschluss.

Nachbesserungsbedarf gefunden

Auch bei den vorderen Sitzen gibt es Verbesserungspotenzial. Zwar ist der Honda e „eh“ nur als Stadtauto und somit für kürzere Strecken ausgelegt, doch sitzt es sich in der ersten Reihe schon nach kurzer Zeit unbequem. Das haben mehrere Fahrer als auch Mitfahrer – unterschiedlicher Statur – unabhängig voneinander berichtet. Mir fehlt vor allem eine Lendenwirbelunterstützung. Anderen ist die Sitzauflagefläche zu Sofa-haft und bietet den Oberschenkeln zu wenig Seitenhalt.

Klebt wie Kaugummi im Haar!

Kommen wir zu etwas Schönerem, dem Fahrverhalten! Der Honda e fährt sich, mitunter Dank des Heckantriebs, besser als der MINI Cooper SE. Mit der Agilität des Honda e kann kein anderes derzeit auf dem Markt verfügbares E-Auto mithalten! Der kurze Radstand, der tiefe Schwerpunkt, die verhältnismäßig großen Räder inklusive der am Testwagen aufgezogenen Michelin Pilot Sport 4 und der geringe Wendekreis sind ein Garant für Fahrspaß. Du kannst den Honda e in die Kurve schmeißen, wie sonst nur sehr teure Sportwagen. Dass das Fahrwerk dazu auch noch perfekt ausgewogen agiert, bereitet pure Freude. Es ist durchaus auf der straffen Seite zu Hause, steckt zugleich aber auch kurze Schläge von Querrillen oder Schlaglöchern sanft weg. Ein wahrer Quell an Fahrfreude!

Verbrauch wie ein Großer!

Die 225er Michelin an der Hinterachse haben allerdings auch einen Rollwiderstand Klasse C und die vorderen 205er gar Klasse E. Sind also nicht unbedingt die Verbrauchsärmsten. Kein Wunder also, dass der Durchschnittsverbrauch im Test allein in der Stadt bei 17 kWh/100 km lag und so die WLTP-Reichweite auf 210 km gedrückt wird. Reifen der Rollwiderstandsklasse A hätten hier mutmaßlich 15 kWh/100 km oder weniger ins Infodisplay geschrieben. Und weil der Honda e als Stadtauto konzipiert und mit 1.543 Kilogramm Leergewicht auch kein Monstrum ist, würde hier auch der längere Bremsweg von „Leichtlaufreifen“ eine „untergeordnete Rolle“ spielen. Wer meint mit dem Cityflitzer auf die Autobahn zu müssen, der sollte sich auf 24 kWh/100 km einstellen – nur damit ich’s gesagt habe [;-)].

Laden wie ein Kleiner!

Also für große Distanzen ist der Honda Honda e somit vom Verbrauch und seinen Sitzen her nicht ausgelegt. Und auch von der maximalen DC-Ladeleistung (50 kW) nicht, wie ich auf einer längeren Strecke (Wien–Ried i.I.) erfahren habe. Zweimal aufladen inklusive. Während das erste Mal nach 120 km und startend bei 16 Prozent Restladung noch zügig vonstattenging, war die Batterie beim zweiten Ladestopp (4 % SoC) nach weiteren 125 km auf der Autobahn so warm, dass die Ladeleistung schon nach 10 Minuten und 8 kWh gelieferter Energie von rund 44 kW auf 30 kW eingebrochen ist – trotz aktiver Akkukühlung. Auch mal große Distanzen mit dem Honda Honda e überwinden? Möglich, aber lieber nicht.

Mutige Preise bei 2020 Honda Honda e

Honda ruft für den Honda e derzeit (Stand Mitte Oktober 2020) mindestens 34.990 Euro aus. Die aktuelle Förderung abgezogen sind’s zwar nur noch 29.590 Euro, doch im Preis-Leistungs-Vergleich mit MINI Cooper SE (ab 32.950 €), Opel Corsa-e (ab 29.999 €) steht der Honda e leider hinten an. Was mich sogleich zum Fazit bringt.

Fazit

So geil ich den 2020 Honda Honda e Advance vonseiten Optik und Fahren finde, so selten wird er wohl auf unseren Straßen auftauchen. Die angesetzten Preise (mein Testwagen kostet fast 39.000 €) für die gebotene Reichweite (150–200 km), überwiegen den gebotenen Fahrspaß. Dabei möchte ich betonen, dass er für die Reichweite per se nichts kann. Viel mehr Batterie passt aktuell kaum zwischen die beiden Achsen.

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