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Der Renault Twingo Electric Vibes im Test!

Kann ein elektrischer Kleinstwagen, chic und günstig sein? Und wo liegen dann die Schwächen? Der vollausgestattete Renault Twingo Electric Vibes im Test.

Renault Twingo Electric Vibes: Wie viel darf Chic kosten?

Macht es für Renault Sinn einen Kleinstwagen auf Style zu trimmen? Finden solche Fahrzeuge ausreichend Abnehmer? Vor allem, wenn sie mit einem teuren E-Antrieb ausgestattet sind. Diese Frage keimte in mir auf, als ich kürzlich den Dacia Spring Electric Probefahren durfte. Der erfüllt die für mich bei einem Kleinstwagen wichtigen Punkte von Reichweite und Platzangebot besser, verzichtet dabei aber vollends auf den Chic meines vollausgestatteten Renault Twingo Electric Vibes-Testwagens.

Doch der Erfolg gibt ihm Recht. Denn in der Zulassungsstatistik finden sich E-Autos wie der Fiat 500e oder auch der größere Bruder des Twingo, die Renault ZOE, weit vorne wieder. Und die sind sicherlich alles andere als unstylish. Hier werden die Meter also offensichtlich über den Preis gemacht. Oder warum tauchen dort nicht auch Fahrzeuge wie der großartige Honda Honda e oder große Mazda MX-30 auf? Sei’s wie’s sei – zurück zum Twingo.

So günstig geht Twingo!

Grundsätzlich steht der Renault Twingo aktuell (Mai 2021) bereits ab 10.990 Euro in der Liste. Dafür gibt’s aber leider noch keinen Twingo Electric, sondern einen mit müden (15,1 s/0–100 km/h) 65 PS und Fünfgang-Handschaltung. Selbst wer die möglichen 5.000 Euro Umweltförderung miteinberechnet, bekommt den elektrischen Twingo erst ab 15.590 Euro. Doch dank der geringeren Unterhaltskosten (keine motorbezogene Versicherungssteuer, weniger Service-Kosten, …), amortisiert sich der Aufpreis je nach jährlicher Laufleistung bereits nach wenigen Jahren. Wer den Twingo Electric dabei auch noch zu Hause aufladen kann, spart nicht nur Kosten sondern auch Zeit, weil der Weg zur bzw. Stopp bei der Tankstelle entfällt.

So schnell lädt der Twingo Electric!

Apropos Laden: Zur Serienausstattung gehört ein OnBoard-Lader mit 22 kW AC-Ladeleistung. Eine Seltenheit und sowohl innerstädtisch als auch Überland wirklich brauchbar. Für letzteres wäre jedoch auch ein DC-Lader wünschenswert, um auch an Hyperchargern bedient werden zu können, die ausschließlich über einen CCS-Anschluss verfügen. Das Fehlen dieser Möglichkeit ist aufgrund der top AC-Leistung, der überschaubaren Batteriekapazität und der Auslegung des Fahrzeugs auf urbanes Gefilde jedoch gut verschmerzbar.

Selbst wer den Twingo zu Hause (nur) an der 11 kW-Wallbox lädt, hat die 21,4 kWh (netto) fassende Batterie in flotten zwei Stunden wieder voll – vorausgesetzt sie war zuvor komplett leer. Dann, also mit voller Batterie, sind in der Praxis Reichweiten von 150 bis 190 Kilometer. Je nachdem ob man auch Stadtautobahnen mit Geschwindigkeiten von 80 bis 100 km/h oder nicht auf seiner Strecke hat. Wer nur in der Stadt unterwegs ist, schafft bei Außentemperaturen um die 10 bis 12 Grad Celsius eben bis zu 190 km. Nach WLTP sollten es in der Stadt bis zu 270 km sein und im gemischten Zyklus 190 km.

Alles akzeptable Werte, bis wir auf unsere Preis-Reichweite-Grafik blicken:

Elektroauto Preis zu Reichweite Grafik Vergleich autofilou
Der Kaufpreis im Verhältnis zur Reichweite

Dann nämlich gibt es ein paar Modelle, die für etwas weniger Geld in der Anschaffung etwas weiter kommen. Der Dacia Spring Electric ist hier ein Kandidat oder auch die nicht mehr neu erhältlichen Drillinge aus dem VW-Konzern (e-up!, Mii Electric & CitigoE iV).

Warum den Renault Twingo Electric Vibes?

Also wer zum Beispiel ein elektrisches Faltschiebedach möchte, der wird in dieser Klasse nur beim Twingo Electric (+900 € extra) und Fiat 500e Cabrio fündig. Im Twingo kann, je nach Vorliebe leider oder zum Glück, von Cabrio aber nicht die Rede sein. Ich mag das Fetzendach und gerade im Frühling sorgt es, zurückgefahren, für gute Stimmung. Sonnenbrille auf, Musik an und fertig ist die gute Laune. Für die reicht bei mir eigentlich schon allein die Farbe des Test-Twingo. Die nennt sich Valencia-Orange, kostet 540 Euro Aufpreis und ist ausschließlich der Topversion Twingo Electric Vibes (ab 24.990 €) vorbehalten.

So gut geht der Twingo!

Wer sich weniger von den optischen Reizen des Twingo Electric angesprochen fühlt, der findet vielleicht am guten Durchzug und dem kleinen Wendekreisdurchmesser von 8,6 Meter (Heckantrieb sei Dank) seine Freude. Die 82 PS Spitzenleistung (42 PS Dauerleistung) verhelfen dem 1.100 Kilogramm leichten Stadtfloh zu herzeigbaren Sprintwerten. Gut, die 12,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 entwurzeln keine Bäume, doch ich erwische mich dabei, in der Stadt stets zu schnell unterwegs zu sein. Bis 50 km/h vergehen auch nur 4,2 Sekunden und selbst darüber hinaus läuft der Zeiger unermüdlich weiter. Bei Tempo 135 ist jedoch Schluss. Das Fahrwerk ist – Kleinstwagentypisch – eher auf der harten Seite zu Hause, doch ungut holpriges Abrollen liegt dem 3,62 Meter kurzen Twingo trotzdem fern.

Das große Lenkrad ist leider nur in der Höhe verstellbar. Es beherbergt ab der dritten von vier Ausstattungen die Taster für den Tempomat. Die Radiobedienung geschieht über einen zusätzlichen, rechts hinter dem Lenkrad angebrachten Lenkstockhebel. Die allgemeine Bedienung wirft keine Fragen auf und es sind alle wichtigen Infos im Fahrerinformationsdisplay abrufbar (Reichweite, Prozentanzeige sowie Durchschnitts- & Momentanverbrauch).

Platzvergleich

Ebenso Kleinstwagentypisch: Das Platzangebot. Zugelassen ist der Twingo Electric zwar für vier Erwachsene (von der Zuladung her), die passen aber nicht im Entferntesten hinein. Gut, in der ersten Reihe gibt es wirklich nichts zu bemängeln. In der zweiten Reihe erfreuen sich dafür maximal Kleinkinder an der Beinfreiheit (siehe Video oben). Und beim Kofferraum hängt er mit 219 Litern zwar den Fiat 500e mit seinen nüchternen 185 Liter um einiges ab. Weil aber die meiste Zeit über mindestens ein Ladekabel mitfährt und es weder einen vorderen Kofferraum noch einen doppelten Ladeboden gibt, liegt es im Kofferraum unnütz im Weg herum.

Fazit

Wer ein schickes, kleines Gefährt sucht und dabei nicht auf den Elektroantrieb verzichten möchte, der findet im Renault Twingo Electric Vibes die günstigere Ausgabe des Fiat 500e (ab 25.390 €). Der Twingo fährt sich spritzig, sieht in „Valencia Orange“ auch so aus und überzeugt beim Aufladen.

2021 Renault Twingo Electric Vibes R80 Test Review Fahrbericht Valencia Orange
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