Der Renault ZOE Intens R135 Z.E. 50 im Test!
Die Elektromobilität ist in aller Munde. Und das nicht erst seit gestern. Schon seit einigen Jahren mischen die Franzosen erfolgreich mit. Wir baten den frisch gelifteten Renault ZOE zum Rend-E-zvous.Renault ZOE Intens R135 Z.E. 50: Enttrohnt?
Im Lauf dieses Jahres wurde der Renault ZOE vom Tesla Model 3 vom ersten Platz der Zulassungsstatistik auf den zweiten Platz gedrängt. Macht aber nichts, denn mit 1.516 von Jänner bis Ende September zugelassenen Fahrzeugen liegt der ZOE immer noch weit vorm dritten Platz (646 KIA e-Niro). Außerdem führt in der Fahrzeugklasse der elektrifizierten Kleinwagen, also Autos um die vier Meter Außenlänge, derzeit kaum ein Weg am feschen Franzosen vorbei. Zum einen wegen seiner Reichweite, zum anderen aufgrund seiner AC-Ladegeschwindigkeit und schlussendlich auch wegen seinem attraktiven Preis. Aber fangen wir der Reihe nach an: was wurde überhaupt verändert am neuesten ZOE?
Das ist neu am Renault ZOE!
2013 kam der – gerne auch mal „die“ – Renault ZOE auf den Markt, erhielt 2016 und 2018 ein technisches Update und wurde auch 2020 noch einmal rundherum erneuert. Außen erkennt man das an den LED-Scheinwerfern und der Lichtsignatur. Innen hat der ZOE jetzt schon ab der Standard-Variante ein 10 Zoll großes Fahrerinformationsdisplay statt gewöhnlicher Rundinstrumente verbaut. Und in der Mittelkonsole gibt es ein 9,3 Zoll Display fürs Infotainment. Dessen Bedienung ist jedoch etwas gewöhnungsbedürftig, denn die verschachtelten Menüs sind nicht sehr übersichtlich. Dafür gefallen die Materialien umso mehr. Der graue Stoff auf Armaturenbrett und Sitzüberzügen macht den Innenraum gefühlt größer und wohnlicher. Platzprobleme gibt es, trotz der knappen Ausmaße von 4,09 Metern Länge, auch für großgewachsene Piloten nicht. In den Kofferraum passen 338 bis 1.225 Liter, minus der Kabel, die man dort mitschleppen muss. Womit wir beim nächsten und (fast) wichtigsten Punkt sind: dem Aufladen.
Den Renault ZOE aufladen.
In Wien sprießen die Ladestationen ja praktisch an jeder Ecke aus dem Asphalt. Gut für E-Autofahrer, denn wer eine Wohnung ohne Garagenplatz und eigener Wallbox oder Steckdose besitzt, muss schauen wie er in der City den Akku vollgeladen bekommt. Auf dem Navi werden die Ladestationen nicht nur markiert, sondern leuchten grün auf, wenn sie frei sind oder rot, wenn sie besetzt sind. Praktisch. Praktisch ist auch das anstecken. Ladekabel aus der Tasche im Kofferraum, Ladeklappe aufmachen, Kabel ans Auto, dann an die E-Tankstation und Ladekarte hinhalten. Die LED-Lichter am Auto leuchten gelb-weiß, wenn die Verbindung zwischen Auto und Stromkasterl aufgebaut wird, wechseln zu blau, wenn es lädt und werden grün, wenn es fertig ist. Das sollte, laut Renault, bei 22 kW nach drei Stunden passieren. Während unseres Tests standen wir immer allein an der Station, konnten so die gesamte Kapazität der Ladesäule nutzen und schafften es in knapp über drei Stunden. An einer 11 kW-Wallbox im Eigenheim montiert, ist der ZOE mit dem mitgelieferten Typ-2-Kabel in etwa sechs Stunden von null auf 100 Prozent aufgeladen. An einer einfachen 230 V-Schuko-Steckdose würde es bei 2,3 kW Ladeleistung über 30 Stunden dauern. Dank CCS-Anschluss kommt der ZOE auch mit Gleichstrom klar. Maximal 50 kW Leistung füllen den Akku dann in etwas mehr als einer Stunde von 0 auf 80 Prozent auf.
Und wie fährt sich der ZOE?
Irgendwie gar nicht E-Auto-mäßig. Der ZOE fühlt sich weniger nach Elektrofahrzeug an als zum Beispiel der KIA e-Soul. Die Rekuperation ist deutlich sanfter und nicht so variabel einstellbar. Nur wenn der Eco-Knopf aktiviert ist, spürt man die gedrosselte Leistung und fühlt sich an frühere Zeiten erinnert, als man für ein bisschen mehr Reichweite die Leistung deutlich reduzieren musste. Mit 52 kWh Akku und 136 PS sind diese Zeiten glücklicherweise vorbei. 383 km schafft der ZOE mit den montierten 16-Zöllern nach WLTP. Wer nicht viel Autobahn fährt, erreicht diesen Wert auch wirklich.
Von den 9,5 Sekunden auf 100 km/h und 140 km/h Höchstgeschwindigkeit bekommt man dann allerdings nicht allzu viel mit. Muss man aber auch nicht. Wer ein schnelles E-Auto fahren will, greift eh zu Tesla – vorausgesetzt das dafür nötige Kleingeld ist vorhanden. Apropos:
Was kostet der Renault ZOE?
Der Renault ZOE ist ab 22.390 Euro zu haben. Den recht günstigen Preis gibt es dank der Möglichkeit, die Batterie, zu mieten statt zu kaufen. Das spart 8.200 Euro. Dafür müssen monatlich je nach Laufleistung 74 bis 114 Euro an die Renault Bank abgedrückt werden. Unser Testwagen in der zweithöchsten der vier Ausstattungen „Intens“ mit dem starken 136 PS Motor beginnt bei 26.390 Euro mit monatlicher Batteriemiete. Will man sich die Akkus lieber kaufen, sind es 36.790 Euro. Mit Extras wie beheizbaren Sitzen und Lenkrad (Winterpaket für 360 Euro Aufpreis), Effektlackierung in Highland-Grau (480 Euro Aufpreis) und den 16 Zoll Leichtmetallrädern (180 Euro Aufpreis) steigt der Preis auf 37.860 Euro. Recht viel für ein so kleines Zwutschgerl, aber bei E-Autos leider eine normale Preisgestaltung. Die direkten Konkurrenten aus dem PSA-Konzern kosten ähnlich viel, schaffen laut WLTP aber „nur“ 337 Kilometer.
Fazit
Der Renault ZOE ist ein tolles, kleines und feines Elektroauto. Der Antrieb überzeugt im Alltag. Längere Strecken sind mit etwas Planung und mit Beachtung der Batterieerwärmung während der Schnellladung, kein Problem. Die Reichweite passt, der Komfort auch. 37.860 Euro sind zwar recht viel Geld auf den ersten Blick, die Konkurrenz gibt es aber auch nicht billiger. Mit der Batteriemiete allerdings deutlich günstiger.