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Der CUPRA Born 58 Alpha im Test!

Es hat beim „Car of the Year 2022“-Finale nur für den siebenten und damit letzten Platz gereicht. Doch ist der CUPRA Born 58 deshalb ein schlechtes Auto? Keinesfalls! Nach zwei Wochen im Test kann ich sagen, er ist sogar sehr fein.

CUPRA Born 58: Der bessere ID.3?

Wie Hyundai IONIQ 5 und KIA EV6, so sind auch der VW ID.3 und der CUPRA Born Brüder im Geiste. Und genau wie bei den Koreanern scheint auch diesmal der Nachzügler die bessere Wahl zu sein. Und das, obwohl es der ID.3 im vergangenen Jahr auf den vierten Platz beim „Car of the Year“-Award geschafft hat, während der Born heuer nur den siebenten Platz ergatterte. Das könnte zum einen an der stärker gewordenen Konkurrenz liegen – die anderen Finalisten waren EV6, Mégane E-Tech Electric, IONIQ 5, 308, Enyaq und Mustang Mach-E. Doch zum anderen macht der CUPRA Born 58 so vieles besser als sein deutscher Bruder, dass mich der diesjährige letzte Platz schon schockiert.

Wobei das Publikum offensichtlich andere Entscheidungen trifft als die Juroren, denn der Spanier mit deutschen Wurzeln ist hierzulande in den ersten beiden Monaten 2022 das Elektroauto mit den meisten Neuzulassungen (435 Stück) – vor Tesla Model Y (379 Stück) und Audi Q4 e-tron (282 Stück). Diesen Platz zu halten wird in der nächsten Zeit jedoch schwierig, da das Fahrzeugwerk Zwickau der Volkswagen Sachsen GmbH kürzlich die Produktion vollends eingestellt hat (Stichwort: Kabelbäume aus der Ukraine). Dabei warten bereits mehr als 10.000 europäische Kunden auf ihren bestellten Born.

Der Preis ist (immer noch) heiß!

Was aber macht den CUPRA Born so beliebt? Der wohl wichtigste Grund: Er ist günstig. Klar, in Relation zu Verbrenner-Modellen nicht, doch in der Elektroecke durchaus. Der Born Alpha, die auf 1.000 Stück limitierte Erstlingsserie und hier auch von mir gefahrene Version, ging für einen „Schleuderpreis“ von 35.390 Euro über den Tresen. Zu diesem Preis einen ultra-fahraktiven Stromer aus dem VW-Konzern mit fünf Jahren Garantie und gratis Wallbox zu bekommen, ist kein schlechter Deal. Zumindest für alle, die einen ergattern konnten. Doch selbst wer sich erst jetzt (Anfang April) für einen CUPRA Born entscheidet, steigt immer noch mehrere tausend Euro günstiger aus als beim VW ID.3. Der CUPRA Born startet aktuell bei 41.290 Euro. Viel günstiger im Verhältnis zur WLTP-Reichweite ist nicht einmal der gleichlange MG ZS EV mit großer Batterie, wie unsere Preis-Reichweite-Grafik zeigt.

CUPRA Born Preis zu Reichweite Konkurrenz Vergleich Comparison Difference Unterschiede
Der Kaufpreis im Verhältnis zur Reichweite | Picture © autofilou.at

So geil fährt sich der CUPRA Born 58!

OK, preislich spielt der CUPRA Born also ganz vorne mit, doch auch fahrdynamisch kann sich die Konkurrenz warm anziehen. Denn der 4,32 Meter lange Kompaktwagen bietet Fahrspaß hoch 10. So sportlich abgestimmt wie der Born ist in dieser Klasse kein anderes E-Auto. Die Lenkung ist jederzeit super direkt, ohne dies über künstlich herbeigezauberte Lenkkräfte zu erzwingen. Und die aufgezogenen Bridgestone Blizzak LM005 in der Dimension 215/50R19 setzen jeden Lenkbefehl ohne Wenn und Aber in Richtungswechsel um, wenngleich sie offenbar zum „Sägezahn“ neigen. Obwohl mein Testwagen erst knapp über 6.000 Kilometer auf der Uhr hatte, war das unbeliebte Rattern spätestens ab 80 km/h deutlich zu hören – ein Zeichen für den Spaß, den die Journalisten vor mir hatten.

Untersteuern kennt der heckgetriebenen CUPRA Born nicht. Wenn überhaupt, dann will das Heck in flott gefahrenen Kurven nach außen. Das ESP regelt so feinfühlig, dass auch sportliche Fahrer kaum eingeschränkt werden. Verschweigen möchte ich dabei aber nicht, dass das sportliche Fahrgefühl zulasten des Fahrkomforts geht. Der Born ist straffer als alle anderen aktuellen Elektroautos (optional gäbe es auch noch 20-Zöller). Das ist auf der Autobahn noch verkraftbar, in der Stadt muss man das allerdings schon wollen. Ich könnte damit leben. Wer geschmeidiger fahren möchte, kann schließlich immer noch zum ID.3 greifen.

Das Thema mit dem undefinierten Druckpunkt des Bremspedals bei meiner ersten Testfahrt mit dem stärkeren Born e-Boost (ab 41.990 €) im vergangenen Herbst, hatte ich diesmal nicht. Obwohl auch beim Betätigen des Bremspedals erst die Rekuperation aktiviert wird und dann die Bremsbeläge an die Bremsscheiben angelegt werden, lässt sich der 1,8 Tonner jederzeit tadellos verzögern. Allerdings bin ich diesmal auch nicht das 231 PS starke Top-Modell gefahren, sondern „nur“ den 204 PS starken CUPRA Born 58, und der hat kleinere (33 statt 34 cm) Bremsscheiben und andere Bremssättel an der Vorderachse montiert.

Schneller als angegeben!

Die Leistung des „kleinen“ E-Motors (204 PS, 310 Nm) reicht dennoch aus, um den Born laut Datenblatt in 7,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 zu beschleunigen. Oder wie meine geschätzten Kollegen von „Cars & Cakes“ (Kronen Zeitung) mit exakt diesem Testwagen nachgemessen haben: 6,6 Sekunden! Zu zweit im Auto.

Nicht nur bei der Beschleunigung steht der Born-Testwagen gut im Futter, auch bei der Ladekurve – zumindest bei warmer Batterie. Versprochen werden 35 Minuten von 5–80 Prozent der Batteriekapazität (62 kWh brutto/58 kWh netto). Im Test waren es nur knapp 34 Minuten. Kein Wunder, wenn in der Spitze statt mit angegebenen 120 kW sogar mit mehr als 130 kW geladen wird. Damit lässt er nicht nur die Konkurrenz mit ähnlich großer Batterie wie den Hyundai KONA und Nissan LEAF haushoch hinter sich, sondern auch aktuellere Fahrzeuge mit größerem Akku wie den MG Marvel R oder MG ZS EV.

Die nervenden Kleinigkeiten

Ärgerlich ist hingegen das Fehlen einer Prozentanzeige des „State of Charge“, also des Akkustands, im Fahrerinformationsdisplay. Erst unter 10 Prozent wird diese links vom Batteriesymbol dargestellt, aber warum nicht immer, CUPRA? Wenigstens ist die Restreichweite immer ersichtlich. Wer zwischendurch den Prozentwert wissen möchte, muss im verworrenen Infotainmentdisplay danach suchen. Dort lassen sich außerdem die gefahrenen und die Gesamt-Kilometer finden, und nur dort können erstere zurückgesetzt werden – mühsam. Dafür sind die Schriftgrößen und Touchflächen am 12-Zoll-Display angenehm groß ausgefallen.

Was man weder hier noch dort findet, also in keinem der beiden Displays, ist eine Reifendruckanzeige, die gibt es schlichtweg nicht. Gespart wurde, wie auch im VW ID.3 und ID.4, an den Schaltern für die hinteren Fensterheber. Und die Touchflächen am Lenkrad sind sicher auch günstiger als einzelne Schalter. Mich stört dabei die fehlende Konsistenz in der Bedienung. Manche Touchflächen gehören gewischt, mache „gedrückt“ – nervig. Wenn mir etwas am CUPRA Born nicht gefällt, ist es das Bedienkonzept. Denn die Sprachbedienung ist ebenfalls zum Vergessen. Egal welche Adresse oder Ladestation ich versucht habe einzusprechen, das System wollte sowohl mich als Wiener als auch meine oberösterreichische Freundin nicht verstehen. Ein Glück, dass sich schon für das zweite Quartal 2022 ein Over-the-Air-Update ankündigt.

Platzangebot überzeugt

Herausragend ist das Raumangebot des Born, wenngleich ich für noch mehr Luftigkeit das optionale Panoramaglasdach (+1.000 €) empfehlen würde. In der ersten Reihe erwarteten mich eng geschnittene Sportsitze mit viel Seitenhalt und Komfort und ein ab und an in der Windschutzscheibe spiegelndes Armaturenbrett.

Auf der Rückbank ist selbst für Großgewachsene richtig viel Platz. So viel Platz gibt es sonst nur in 20 oder mehr Zentimeter längeren Fahrzeugen. Schade jedoch, dass die Lehnen der Rücksitzbank nur zweigeteilt (40:60) umlegbar und auch keine Armlehne oder Skidurchreiche vorhanden sind. Dafür gibt es nicht nur hinten zwei ISOFIX-Anschlüsse, sondern auch vorne am Beifahrersitz einen.

CUPRA Born 58 Alpha Test Review Fahrbericht Mondstein Grau
Photo © Raphael Gürth/autofilou.at

Der Kofferraum ist mit 385 Liter nicht unbedingt der geräumigste. Zum Vergleich: Der bereits erwähnte MG ZS EV fasst 448 Liter, ein vier Zentimeter kürzerer VW Golf VIII 381 Liter. Für die Ladekabel gibt es zwar keinen Frunk unter der „Motorhaube“, dafür aber ein separates Fach unter dem Kofferraumboden.

Und die Reichweite des CUPRA Born 58?

Also schneller als die Werksangabe ist er bei der Beschleunigung und im Optimalfall auch beim Laden. Wie sieht es dann bei der Reichweite aus? Nun ja, die Werksangabe – 417 Kilometer nach WLTP (414 km mit den 19-Zöllern) – habe ich im Test nie auch nur annähernd erreicht. Weder in der Stadt noch – eh klar – auf der Autobahn. Dafür ist die WLTP-Messmethode zu weit weg von der Realität. In der Stadt kam ich bei Temperaturen um die 10 °C auf einen Verbrauch von 18 kWh/100 Kilometer, was eine Reichweite von etwa 320 Kilometer ergibt. Auf der Autobahn (bei Tempo 130 nach GPS) waren es etwa 25 kWh/100 km und somit knapp 230 Kilometer. Dafür muss man den Akku allerdings wirklich ausquetschen, also von 100 auf null Prozent State of Charge fahren. Wer bis etwa 80 Prozent lädt (siehe Ladekurve) und dann bei 10 Prozent wieder ansteckt, schafft auf der Autobahn zwischen den Ladesäulen daher rund 160 Kilometer. Kein Hit, aber das ist angesichts der verbauten Kapazität auch kein Wunder. Wer mehr Praxisreichweite braucht, bestellt entweder für 1.000 Euro extra die Wärmepumpe oder greift gleich für 3.700 Euro Aufpreis zum CUPRA Born 77 e-Boost mit 77 kWh (netto) Batterie.

Fazit

Spätestens jetzt kann ich ein Rufzeichen hinter den Titel dieser Story setzen. Der Born ist günstiger als der ID.3, hat die längere Garantie (5 statt 2 Jahre), das Interieur ist schicker und es gibt eine Wallbox für zu Hause gratis dazu. Mein Test zeigt, dass er sich kompromisslos sportlich fährt, die Ladekurve mehr als konkurrenzfähig und die Reichweite in Ordnung ist. Hingegen wünsche ich mir mehr Übersichtlichkeit im Infotainment- und mehr Informationsvielfalt im Fahrerinformationsdisplay sowie eine bessere Sprachbedienung. Und die Rekuperation dürfte auch gerne stärker ausfallen, damit ich mit „One-Pedal-Driving“ fahren kann. Alles in allem hätte ich persönlich den CUPRA Born im CotY-Ranking deutlich weiter nach vorne gerankt.

CUPRA Born 58 Alpha Test Review Fahrbericht Mondstein Grau
Photo © Raphael Gürth/autofilou.at
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