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Der 2023 Mazda CX-60 PHEV Homura im Test

Der Mazda CX-60 will mit einem Mehr an Leistung, Platz und Technik überzeugen, stolpert im Test aber über hohen Verbrauch und begrenzten Komfort.

Mazda CX-60 PHEV: Wachstumsschmerz

Die Geschichte, die ich mit dem Mazda CX-60 erlebt habe, ist keine einfache. Sie handelt von enttäuschten Erwartungen und endet mit Scherben, die mir leider kein Glück gebracht haben. Aber lest selbst.

autofilou feierte dieses Jahr seinen 10. Geburtstag. In diesen 10 Jahren hatten wir mehrmals das Vergnügen den Mazda CX-5 zu fahren. Mein Kollege Raphael fuhr damit sogar (unabsichtlich) bis nach Bulgarien und widmete diesem Roadtrip mehrere Artikel. Jedenfalls war der CX-5 seit jeher für uns sowas wie eine ausgezeichnete Schnittmenge aus Platz, Fahrleistung und Preis. Und jetzt, 10 Jahre später, bringt Mazda ein neues, größeres und vielleicht besseres Fahrzeug heraus. Keine Frage, dass wir hohe Erwartungen hatten. Aber vermutlich kennt ihr das Problem von hohen Erwartungen von einem Urlaub, einem neuen Film oder einfach einem Geburtstag als ihr noch Kinder wart: Sie sind nicht leicht zu erfüllen.

Freudiger Erstkontakt

Schon bevor ich das Fahrzeug abholte, hatte ich gelesen, dass der CX-60 PHEV der stärkste Serien-Mazda sei, den es bisher gab. 191 PS kitzeln die japanischen Ingenieure aus einem 2,5 Liter großen Skyactiv Reihenvierzylinder, der seine Kraft über eine Achtgang-Automatik an alle vier Räder verteilt. Mit von der Partie ist auch ein 175 PS starker Synchronmotor, der im Getriebe sitzt und von einem 17,8 kWh-Akku (brutto) gespeist wird. Rein elektrisch soll man laut WLTP bis zu 63 km weit kommen. Zusammen leisten die beiden Motoren stattliche 327 PS, liefern 500 Nm Drehmoment und beschleunigen das 2,1 Tonnen schwere SUV bestenfalls in 5,8 Sekunden auf 100 km/h. Schluss ist bei 200 km/h. Klingt vielversprechend.
Auch optisch macht der CX-60 einiges her. Obwohl er mit 4,75 m „nur“ 17 Zentimeter länger als der CX-5 ist, wirkt er deutlich größer und bulliger. Die längere und nur gering abfallende Motorhaube und die mächtigen 20-Zöller tragen einen guten Teil dazu bei – und erinnerten mich leicht an den Bentley Bentayga.
In der Höhe unterscheiden sich CX-5 und CX-60 nicht, dafür ist der CX-60 nochmal 10 Zentimeter breiter als der kleine Bruder. Das merkt man zum Beispiel an der breiten Mittelarmlehne; man sitzt wirklich mit einigem Abstand zum Beifahrer. In der ersten Reihe hat man generell viel Platz. Die zweite bietet viel Kopf-, aber nur mäßige Beinfreiheit. Der Kofferraum fasst schließlich 570 bis 1.726 Liter – ein solider Wert. Aber nur 48 Liter mehr als der CX-5.


Generell wirkt der Innenraum deutlich moderner und großzügiger als bei anderen Modellen von Mazda. Die Materialien machen einen hochwertigen Eindruck und die hellen Ziernähte auf dunklem Leder wirken edel. Informationen werden auf zwei 12,3 Zoll großen Displays oder über das Head-up-Display angezeigt. Zweizonen-Klimautomatik und Sitzheizung werden über Knöpfe in der Mittelkonsole gesteuert, alle anderen Funktionen über das Lenkrad oder den Dreh-Drück-Regler in der Mittelkonsole. Insgesamt bleibt Mazda auch im CX-60 seinem schlichten Schwarz-Weiß-Look im Cockpit treu. Dennoch erkennt man, dass die japanische Marke mit diesem Fahrzeug Premium-SUVs im Visier hat.

(Un)Erfüllte Erwartungen

Der erste Eindruck war also positiv und doch kamen mir bereits auf den ersten Metern mit dem CX-60 einige Dinge unharmonisch vor. Zum Beispiel das laute Geräusch und die stark spürbaren Schaltvorgänge, wenn ich rein elektrisch unterwegs war. Oder das etwas unbeholfene Zusammenspiel von E-Motor und Verbrenner, wenn sich dieser schließlich dazuschaltete. Dazu kam ein überraschend hartes Fahrwerk, das auf gepflasterten Straßen für ein sehr holpriges Erlebnis sorgte (die 20-Zöller waren hier wohl auch nicht hilfreich), und eine Lenkung mit wenig Rückmeldung.

Auf einer längeren Ausfahrt konnte der Mazda CX-60 auch seine anderen Seiten zeigen. Zum Beispiel den sonoren Sound des Vierzylinders, wenn man das Gaspedal durchdrückt. Oder seine vielen Assistenten, die Großteils gute Arbeit beim teilautonomen Fahren verrichten, aber manchmal etwas zu vehement eingreifen, so wie der Spurhalteassistent. Interessant ist auch die See-through-View, bei der man auf dem Bildschirm „durch“ die Motorhaube sehen kann – so etwas kennt man sonst nur von Land Rover.

Erst nach meinem Test entdeckte ich, dass der Mazda CX-60 auch über ein „Driver Personalization System“ verfügte, das individuelle Einstellungen von Sitzen, Head-up-Display, Klimaanlage, Außenspiegeln und Sound-System über eine Gesichtserkennung an den jeweiligen Fahrer anpasst.

So viel verbraucht der CX-60

Wer den CX-60 rein elektrisch betreibt, kommt mit einer Ladung rund 50 km weit (63 km nach WLTP) und verbraucht so etwa 30-34 kWh auf 100 km. Danach funktioniert die Antriebskombination wie bei einem normalen Hybrid und der Verbrenner wird punktuell vom E-Motor unterstützt. Hier stiegt der Benzin-Verbrauch an und pendelt sich bei moderatem Fahrverhalten irgendwo bei 9–9,5 Litern ein. Was dann doch etwas viel dafür ist, dass man dann nicht die volle Leistung zur Verfügung hat.
Sind die Batterie und der 50 Liter Tank voll, kommt man also rund 600 km weit. Ist die Batterie leer, kann sie zweiphasig mit maximal 7,2 kW in rund 2,5 Stunden aufgeladen werden.

Ein bitteres (Test-)Ende

Leider geht auch mit schönen Testfahrzeugen nicht immer alles gut aus. Kurz vor Ende des Tests wurde an einem trüben Nachmittag die Seitenscheibe des CX-60 eingeschlagen und alles gestohlen, was im Innenraum lag.

So viel kostet der Mazda CX-60

Ab 49.950 Euro bekommt man den CX-60 in der Prime-Line. In der hier getesteten Homura-Ausstattung werden mindestens 57.150 Euro fällig. Mit Extras wie einer Metallic Lackierung in Soul Red Crystal (+1.050 €), dem Convienience & Sound Pack (+2.900 €), dem Driver Assistant Pack (+1.650 €) und dem Glasschiebedach (+1.350 €) ergibt sich ein Gesamtpreis von 64.100 Euro. Der CX-60 ist damit etwa gleich teuer wie ein gut ausgestatteter Hyundai Santa Fe PHEV. Ein BMW X3 oder iX3 beginnt gerade erst bei 60.000 Euro.

Fazit

Optisch weiß der Mazda CX-60 zu überzeugen und auch das Datenblatt gibt einiges her. Auf der Straße sorgen das zu straffe Fahrwerk und das Ruckeln bei Schaltvorgängen und beim Wechselspiel der Motoren jedoch für Unmut. Ich hoffe, dass Mazda hier nachbessert.
Eine Alternative findet man im eigenen Haus: Der Unterschied zum CX-5 mag optisch zwar groß sein, was den Platz angeht, hat der kleine Bruder aber kaum weniger zu bieten. Bei Fahrwerk und Preis hat er sogar die Nase vorn.

2023 Mazda CX-60 PHEV fahrend von hinten
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