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Der elektrische 8-Sitzer Opel Zafira-e Life Elegance im Test!

215 Kilometer weit soll der Opel Zafira-e Life Elegance 50 kWh L nach WLTP kommen. Damit wird der achtsitzige Bus, der sogar zwei Zentimeter länger ist als eine S-Klasse-Langversion, zum Kurzstrecken-Fahrzeug. Wie es Filou Raphael dennoch geschafft hat, innerhalb von zwei Wochen 1.200 Kilometer abzuspulen, lest ihr unten.

Opel Zafira-e Life Elegance 50 kWh L: Lang & kurz zugleich!

„Ist das ein Leichenwagen?“, wirft mir meine Schwiegeroma in spe zu, als ich mit dem schwarzen Opel Zafira-e Life Elegance samt rundum schwarz getönter Scheiben bei ihr in Oberösterreich aufkreuzte. „Nicht ganz, aber für viel mehr als das taugt er nicht wirklich“, entgegnete ich ihr. Denn, dass ich damit tatsächlich die 275 Kilometer aus Wien überwunden habe, war auch für mich kaum zu glauben. Dabei war diese Strecke dank gut gelegener SMATRICS-Ladestationen in Pöchlarn und Wels ein Kinderspiel – im Gegensatz zur Weiterfahrt in die Südsteiermark. Aber alles der Reihe nach.

Roadtrip durch Österreich

Ich war also mit dem Opel Zafira-e Life Elegance 50 kWh L unterwegs – der längsten Version (5,31 m Außenlänge) mit der kleineren der beiden (50 statt 75 möglichen kWh brutto) Batterien. Eine denkbar ungünstige Kombination. Vor allem für einen 800 Kilometer langen Roadtrip von Wien nach Oberösterreich, in die Steiermark und wieder retour nach Wien. Gleich vorweg: Wer solche Distanzen öfters bewältigt und acht Sitzplätze benötigt, dem empfehle ich direkt die Verbrenner-Version. Denn verlässt der 2,15 Tonnen schwere Elektro-Bus die Stadt, kommt er keine 190 Kilometer weit.

Da muss man umso genauer aufpassen, mit welchen Ladekarten man welche Ladestation ansteuert. Denn wenn keine davon akzeptiert wird – so geschehen in Liezen – ist man aufgeschmissen. Oder falls, wie dann beim nächsten Ladeversuch in Trieben, der Lader (50 kW von SMATRICS) gar nicht mehr vorhanden ist und man deshalb zu einer anderen Station ausweichen muss. Dann ist es gut eine Karte zu haben, die einen für all das rüstet.

Gut, dass ich hierfür in Zukunft die Shell E-Mobility Tankkarte von Energie Direct nutzen kann und damit nicht nur Zugriff auf das größte Ladesäulennetz Österreichs mit mehr als 7.000 Ladestationen, sondern auch auf das größte Ladesäulennetz Europas mit mehr als 200.000 Ladestationen habe.[*]

50 kWh für Opel Zafira-e Life zu wenig!

Diese äußersten 190 Kilometer sind jedoch nur bei 90 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit, Temperaturen um die 25 Grad Celsius, deaktivierter Klimaanlage und maximal zwei Personen mit Gepäck, erreichbar. Und freilich nur, wenn mit voller Batterie weggefahren und sie vollkommen leergefahren wird.

Während einer Reise wie der meinigen werden E-Autos zumeist zwischen 10 und 80 Prozent Ladezustand (SoC, State-of-Charge) bewegt. Darüber bricht die Ladegeschwindigkeit ein, was ein Weiterladen unsinnig macht und unter 10 % will man nicht gehen, falls man einmal etwas Reserve braucht, weil z. B. eine Ladestation nicht funktioniert.

Es bleiben somit 70 Prozent SoC, die auf der Langstrecke nutzbar sind. Bei einer Netto-Batteriekapazität von 46 kWh entspricht das etwa 32 kWh – ohne Degradation (Abnutzung der Batterie) wohlgemerkt. Dieser Wert gilt also nur für die nagelneue 50 kWh-Batterie. Nach z. B. fünf Jahren Nutzung bleiben vielleicht sogar nur noch 30 kWh über.

Reichweite des Opel Zafira-e Life ein Graus

Weil der Zafira-e Life Elegance im Test (über mehr als 1.200 Kilometer) bei gemittelten 90 km/h (Topspeed war 110 km/h nach GPS) einen Verbrauch von 24,4 kWh/100 km erzielt, resultiert daraus eine Praxis-Reichweite, also bei Nutzung der 70 Prozent SoC, von knapp 130 Kilometern.

Wie aber sieht es im Winter und mit acht Personen vollbeladen (max. Zuladung: 811 kg) aus? Dann bleiben wohl kaum mehr als 100 Kilometer über und der Zafira-e wird so zum Kurzstrecken-Shuttlefahrzeug verdonnert.

Die Ladekurve mit ihrer maximalen Gleichstrom-Ladeleistung von 100 kW entspricht zur Gänze der von Opel Corsa-e oder Citroën e-C4. 30 Minuten dauert das Laden von 10 auf 80 Prozent am entsprechenden Hypercharger.

Opel Zafira-e 50 kWh Charging Curve Ladekurve Speed kW Leistung Ladedauer
Ladegeschwindigkeit in kW, nachgeladene kWh sowie SoC in % über die Zeit | Picture © autofilou.at

Größere Batterie ein Muss!

Die ausgerufenen 6.000 Euro für 25 kWh mehr Batteriekapazität sind also mehr als gut angelegt – auch in Anbetracht eines späteren Wiederverkaufs. Wer bereits über diese Summe schnauft, der sollte sich besser anhalten, wenn ich gleich die Fahrzeugpreise nenne…

Weil die 4,61 Meter kurze „S“-Version nicht mehr angeboten wird, geht Elektro-Zafira fahren derzeit nicht mehr unter 58.850 Euro (Länge „M“ – 4,96 m in der Business Edition) bzw. mit großer Batterie ab 64.850 Euro. Die Umweltförderung in Höhe von maximal 5.000 Euro gibt es für Privatpersonen also nur für den Zafira-e mit kleiner Batterie, denn hierfür muss der Brutto-Listenpreis (Basismodell ohne Sonderausstattung) unter 60.000 Euro liegen.

Ein Glück, dass der Zafira wenigstens Vorsteuerabzugsfähig ist und sich so zumindest umsatzsteuerpflichtige Unternehmen einen nicht unerheblichen Teil der Anschaffungskosten zurückholen können.

Mein Opel Zafira-e Life Elegance 50 kWh L kostet aktuell (August 2021) ab 67.710 Euro (brutto). Zum Vergleich: Den Opel Zafira Life Elegance L mit 180 PS starkem Turbodiesel gibt es ab 61.039 Euro. Günstiger Familienbus? Hier nicht. Aber auch nicht bei der Konkurrenz à la Mercedes-EQ EQV extralang (84.120 €) oder Mercedes-Benz eVito Tourer extralang (73.236 €). Einzig der deutlich kleinere Nissan e-NV200 Evalia mit sieben Sitzplätzen ist günstiger (44.500 €).

Highlights der Elegance Ausstattung

Zumindest kann sich bei dem Preis die Ausstattung sehen lassen. Wobei der Zafira Life als Elegance wohl mehr Annehmlichkeiten mitbringt, als Familien wirklich benötigen. Vom Head-up-Display über ein zehn Lautsprecher umfassendes Soundsystem, bis hin zu elektrisch verstellbaren Sitzen in der ersten Reihe samt Massage-Funktion und elektrischen Schiebetüren mit Sensoröffnung. Ok, letzteres macht im Alltag durchaus Sinn. Per Fußkick hinter die Hinterräder öffnet sich die jeweilige Schiebtür – angenehm weit übrigens. Und weil jeder Sitz (bis auf die der 1. Reihe) über ISOFIX-Halterungen verfügt, bereitet das Fixieren von Babyschalen zumindest in Reihe zwei keine Umstände. Weiterer Pluspunkt: Die Heckscheibe lässt sich beim Zafira Life Elegance separat öffnen, was das nachträgliche Hinzufügen von Ladegut erleichtert.

Opel Zafira-e Life Elegance Schiebetüren elektrisch Sliding doors Sensor
Photo & Animation © Tizian Ballweber/autofilou.at

Fürs Facelift bitte einmal nachbessern

Worüber sich nicht nur Familienmitglieder, sondern auch der eine oder andere Shuttle-Gast freuen würde: USB-Anschlüsse im Fahrgastraum. Die gibt es weder für Geld noch für gute Worte. Im gesamten Zafira Life, egal bei welcher Ausstattung, ist nur ein USB-A-Anschluss verbaut – vorne unterm Klimaanlagen-Bedienelement. Die Passagiere müssen mit einer 230 V-Steckdose im Sockel des Beifahrersitzes bzw. je einer 12-Volt-Steckdose pro Reihe auskommen. Auch gibt es zu wenige Ablagemöglichkeiten. Zwar sind Tischchen und ein paar Netze bzw. Haltegummis an der Rückseite des Fahrer- und Beifahrersitzes vorhanden, doch weitere Ablagen sucht man in Reihe zwei und drei vergebens.

Immerhin sitzt es sich auf allen Plätzen hervorragend. Die Kombination aus Zweier-Sitzbank plus Einzelsitz je Reihe erfreut mit Längsverstellung sowie verstellbarer Lehnenneigung. Damit lässt sich auch das Kofferraumvolumen verändern. Von 912 bis 989 Liter fasst dieser je nachdem wie weit die dritte Sitzreihe nach hinten geschoben wird. Schade, dass einen Teil davon zumeist Ladekabel in Anspruch nehmen. Dabei wäre im Motorraum meiner Meinung nach noch Platz genug für einen Frunk, also einen vorderen Kofferraum.

Ladekabel im Kofferraum, weil ... ... im Motorraum kein Frunk, obwohl Platz vorhanden.
Opel Zafira-e Life Elegance Motorraum Motorhaube Engine Motor Strom Orange Schwarz
Opel Zafira-e Life Elegance 50 kWh Länge L Kofferraum Trunk Space Platz Raum

Die positiven Seiten des Zafira-e

Es gibt aber auch genug Positives zu berichten. Abgesehen davon, dass der e-Zafira gut gedämmt und daher selbst auf der Autobahn ausgesprochen leise ist, erfreute ich mich am kompakten Wendekreis. Und fürs Ein- und Ausparken gibt es eine brauchbare Rückfahrkamera, wenngleich der 7-Zoll-Monitor doch sehr verloren wirkt im großen Wagen. Die 136 PS und 260 Nm Drehmoment des Power-Mode hatten selbst beladen mit acht Erwachsenen und zig Bergfahrten keine Mühe. Im Normal-Modus stehen 109 PS und im Eco-Modus 82 PS zur Verfügung. Übrigens ist für den Zafira-e auch eine Anhängekupplung erhältlich – gebremste Anhängelast: 1.000 kg.

Fazit

Da ich kein B2B-Magazin herausgebe und sich meine Artikel daher an Privatpersonen richten, fällt es mir schwer für den Opel Zafira-e Life Elegance eine Empfehlung auszusprechen. Zumindest nicht in dieser Ausführung. Wer tatsächlich eine Großfamilie zu Hause hat und nach einem Van oder besser gesagt Bus für den Alltag sucht, der ist sicherlich mit einem Verbrenner-Modell des Opel Zafira (ab 45.409 Euro erhältlich) besser aufgehoben. Einfach weil 150 Kilometer Testreichweite zum Anschaffungspreis von 60.000 Euro ein No-Go sind. Wer ausschließlich ein Elektrofahrzeug sucht, sollte jedenfalls die 75 kWh große Batterie nehmen.

Opel Zafira-e Life Elegance Schiebetüren elektrisch Sliding doors
Photo & Animation © Tizian Ballweber/autofilou.at

[*] Werbung; Energie Direct ist bereits seit mehr als 40 Jahren im Business und bietet Heizöle, Diesel, Schmierstoffe und Erdgas in ganz Österreich an.

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