Der 2021 Opel Corsa-e e-GS-Line+ im Test!
Der Opel Corsa-e e-GS-Line+ ist den Rüsselsheimern wirklich gelungen. Nicht nur hinsichtlich Optik, auch technisch weiß der Kleinwagen Filou Raphael zu überzeugen. Doch es gibt einen Haken…2021 Opel Corsa-e e-GS-Line+: Er hat nur ein Problem.
Nachdem ich im Mai 2020 ein paar Tage mit dem 1-phasigen Opel Corsa-e e-Elegance – lackiert in knalligem Power Orange – verbringen durfte, hat mir Opel Österreich jetzt den optisch sportlicheren Ableger Corsa-e e-GS-Line+ in der vielleicht feschesten Farbe Voltaic Blau vor die Türe gestellt. Und diesmal beherrschte der 4,06 Meter lange Kleinwagen auch 3-phasiges Laden.
11 kW für zu Hause
Und das dreiphasige Laden braucht es auf jeden Fall – selbst bei einer Batteriegröße von „nur“ 50 kWh (brutto). Denn beim 1-phasigen Corsa-e dauert das Aufladen bei maximal möglichen 7,4 kW über eine Phase mehr als sieben Stunden. Doch weil 11-kW-Wallboxen zu Hause pro Phase maximal 3,7 kW zulassen, sind es in der Realität sogar mehr als 14 Stunden. Da macht es tatsächlich Sinn, die 499 Euro Aufpreis für das 3-phasige Laden auszugeben – allein schon des Wiederverkaufes wegen. Außerdem reduziert sich damit die Ladedauer (0–100 %) an der 11 kW-Ladestation auf rund fünf Stunden. Auch wenn kaum jemand den Akku täglich leerfährt.
100 kW für Unterwegs
Das tolle am Opel Corsa-e: Er lädt mit bis zu 100 kW-Gleichstrom. Die hält er zwar im Test bei etwa 30 °C Umgebungstemperatur kaum länger als vier Minuten, doch dann sind auch schon etwa 7 kWh nachgeladen. Kurzum: Von 10 auf 80 Prozent geht es in rund 30 Minuten. Und diese 70 Prozent entsprechen bei einem Testverbrauch von 16 kWh/100 km und einer nutzbaren Batteriekapazität von 46 kWh einer Reichweite von ziemlich genau 200 Kilometern.
Bei sommerlichen Temperaturen und aktivierter Klimaanlage steigt der Verbrauch bei 120 km/h jedoch auf 21 kWh/100 Kilometer. Dann sind auf der Autobahn selbst bei voll aufgeladener Batterie maximal 220 Kilometer möglich. Wer die 70-Prozent-Nachlade-Formel hier ansetzt, kommt nur noch auf eine Reichweite von 150 Kilometern in 30 Minuten. Für alle Detailverliebten hier vier Ladekurven:
Gemessen nach WLTP sollte sich der Corsa-e übrigens mit 16,8 kWh begnügen und die maximale Reichweite bei 337 Kilometer liegen.
136 PS nur im Sport-Modus
Die ausgewiesene Reichweite erreicht er aber wohl nur im Eco-Modus und mit spürbarem Rückenwind [;-)]. Den Eco-Modus habe ich, bis auf einen kurzen Ausprobier-Moment, nie verwendet. Zu groß ist die Leistungseinschnürung – statt der 136 PS im Sport-Modus sind es im Eco-Modus nur noch 82 PS. Den Sport-Modus habe ich jedoch auch kaum verwendet. Zum einen, weil nach jedem Fahrzeug-Neustart wieder der Comfort-Modus aktiv ist und zum anderen, weil im Sport-Modus die Reifen vermehrt der Gefahr eines Sägezahn-Musters ausgesetzt sind, also irgendwann anfangen, unschöne Geräusche von sich zu geben. Frontantrieb, 136 PS respektive 260 Nm maximales Drehmoment von null weg, losgelassen auf süße 205er Vorderreifen – das quietscht lange und weit, und irgendwann rattert es dann merklich…
Und glaubt mir, die 109 PS des Standard-Modus reichen allemal im Alltag und beim Kickdown gibt der Corsa-e so und so alles, was er hat. Wie auch mein Beschleunigungsvideo aus 2020 deutlich macht:
Laut Datenblatt beschleunigt der Opel Corsa-e übrigens in 8,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und ist maximal 150 km/h schnell.
Fahrgefühl sehr erwachsen
Neben der eleganten Optik und Ladeleistung überzeugt mich auch das Fahrverhalten des Rüsselsheimers. Unfassbar, wie erwachsen sich Kleinwagen mittlerweile fahren. Von der Sitzposition über die Lenkübersetzung bis hin zum ausgewogenen Fahrwerk – der Corsa-e der sechsten Generation braucht sich keinesfalls zu verstecken. Das Fahrwerk ist weder zu straff noch zu lasch. Sowohl kurze Querrillen als auch lange Bodenwellen werden angenehm weggedämpft. Und freilich, wer am Scheitelpunkt einer Kurve abrupt den rechten Fuß aufs Pedal drückt, erntet entweder ein um Hilfe quietschendes inneres Vorderrad oder Untersteuern. Anmerken möchte ich hier dennoch, das große Fahrer auf Höhe der B-Säule sitzen. Wer dann auch noch breite Schultern hat, für den könnte es eng werden im Corsa. Auch darüber habe ich schon im vergangenen Jahr in einem Video berichtet:
Der Pferdefuß
Ja, es ist der Preis. Der kann sich grundsätzlich schon sehen lassen, ist er als Corsa-e e-Edition doch schon ab 29.999 Euro erhältlich. Und selbst mein Topmodell Opel Corsa-e e-GS-Line+ schlägt mit 31.799 Euro der Konkurrenz ein Schnippchen. Doch solange es die Verbrenner-Modelle gibt, die bei 15.159 Euro starten, braucht es auch mit bis zu 5.000 Euro Umweltförderung viel Mut (und Geld) um zum Corsa-e zu greifen. Selbst wer sich einen 130 PS-igen Benzin-Corsa in derselben Ausstattung GS-Line+ für 23.829 Euro zulegt und dann auch noch die Optionen hineinpackt, die im Corsa-e e-GS-Line+ Serie sind (1-Zonen-Klima, Parkpilot hinten, …), kommt auf etwa 25.000 Euro für einen vollausgestatteten Verbrenner-Corsa. Damit ist der immer noch rund 2.000 Euro günstiger der Elektro-Corsa. Ein Thema, das einst schon dem VW e-up! Probleme bereitete.
Fazit
Der Opel Corsa-e sieht nicht nur gut aus und fährt sich hervorragend, er patzt auch nicht bei Ladeleistung und Reichweite. Und wer ihn mit der Konkurrenz à la Renault ZOE vergleicht, wird sich auch am Preis erfreuen. Doch genau der ist auch der Pferdefuß. Denn wer sich für ein Elektroauto bzw. in diesem Fall einen Corsa-e interessiert, wird auch über seine Verbrenner-Brüder stolpern und sich dann fragen, ob der Strom-Aufpreis gerechtfertigt ist… eine Frage mit einer Antwort, die sich in der Zulassungsstatistik abbildet:
- Januar 2021: 215 Corsa insgesamt, davon 49 Corsa-e
- Februar 2021: 298 Corsa insgesamt, davon 82 Corsa-e
- März 2021: 337 Corsa insgesamt, davon 53 Corsa-e
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