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Hybrid-Samurai: Der Lexus ES 300h im Test!

Elegant, unaufgeregt und sparsam zeigt sich der Lexus ES 300h bei uns im Test – und damit ganz anders als die hoch motorisierte Konkurrenz aus Deutschland. Ist der ES 300h damit die zeitgemäßere Limousine?

Lexus ES 300h: Sparefroh aus Japan

Der Diesel, so die Meinung vieler, hat ausgedient und alternative Antriebe müssen her. Das tut vor allem den deutschen Autobauern weh, produzierten doch gerade sie in den letzten Jahrzehnten die potenten Selbstzünder. Aber auch der neue Lexus ES 300h könnte für trübe Stimmung in München, Stuttgart und Ingolstadt sorgen. Denn wenn eine 5-Meter-Limousine nur knapp über fünf Liter braucht, ist das schon eine Ansage.

Das konnte mein Kollege Tizian kürzlich auf einer Fahrt von Wien nach Vorarlberg testen. Früher hat er sich dafür am liebsten einen Diesel ausgesucht. Die verbrauchten meist so um die sieben Liter und schafften locker die 650 Kilometer, die zwischen seiner neuen und alten Heimat liegen.
 Doch der sparsame Lexus bietet hier eine echte Alternative. Trotz des (nur) 50 Liter fassenden Tanks kommt die Premium-Limousine über 800 Kilometer weit. Denn selbst bei Klimaanlage auf Nordpol-Graden und Geschwindigkeiten von 130 bis 140 km/h lag der Verbrauch nie über 5,8 Litern. Auf Landstraßen sank er sogar auf 5,1. Damit mag der ES 300h zwar noch immer über der Werksangabe von 4,4 l/100 km liegen, aber immer noch 30 Prozent oder mehr unter anderen Autos dieser Kategorie.

Angetrieben wird der Lexus ES 300h von zwei Motoren: Einem 2,5 Liter großen Reihenvierzylinder-Benziner mit 178 PS und 221 Nm Drehmoment und einem Elektromotor mit 120 PS und 202 Nm, die beide an der Vorderachse liegen. Die Systemleistung liegt leider nicht bei 298 PS, wie man sich das gerne zusammen addieren würde, sondern bei 218 PS, die von einem stufenlosen Automatikgetriebe an die Vorderachse übertragen werden. Die reichen aus, um den 1,7 Tonnen schweren Lexus in 8,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen. Zwar mit weniger, aber dennoch hörbarem Gejaule des Verbrenners. Der Topspeed liegt laut Lexus bei elektronisch abgeregelten 180 km/h. Das mag manche Interessenten stören, zahlt in meinen Augen aber auf ein besonnenes Image ein, das besser zum Zeitgeist passt als ein 500 PS starker Motor und 300+ km/h am Tacho. Volvo wird es ab 2020 Lexus in dieser Hinsicht gleichtun.

Gediegenes dahingleiten

In der President Version des ES 300h ist man wirklich luxuriös unterwegs. Das Raumgefühl kann natürlich nicht ganz mit einer S-Klasse oder einem 7er mithalten – das bleibt dem größeren LS überlassen. Doch auch im ES ist man ganz nah dran. Mit einer Mercedes-Benz E-Klasse, dem BMW 5er, dem Audi A6, dem Volvo S90 oder dem Jaguar XF kann er es jedenfalls aufnehmen. Die elektrisch verstellbaren Rücksitze sowie der von hinten verstellbare Beifahrersitz machen den ES außerdem zu einer richtigen Chauffeurs-Limousine.
Doch egal, ob man hinten oder vorne Platz nimmt: Zu keiner Zeit fühlt man sich im Lexus gestresst. Die Federung bügelt lässig über den Asphalt. Wer es härter mag, der darf gerne zur F-Sport Ausstattung greifen, die auch eine Sportfederung an Bord hat.

Im Inneren des ES 300h

Der Innenraum ist elegant, mit seiner Vielzahl an Linien und Knöpfen für europäische Verhältnisse aber etwas unruhig. Wer zum ersten Mal im Lexus sitzt, sollte sich mit den „Hörnern“ hinter dem Lenkrad vertraut machen, über die man die Fahr-Modi sowie das Traktions-Level bedient.

Viele Funktionen können direkt per Knopfdruck gesteuert werden. Der Rest läuft über ein Touchpad in der Mittelkonsole, das sowohl mir als auch Tizian nicht als die optimale Steuerung erschien. Dafür funktioniert die Spracherkennung einwandfrei und nimmt Begriffe sofort an. Über die lässt sich das Ziel für die Navigation deutlich leichter steuern, als über das sensible Touchpad.
Positiv erwähnt sollte auch das 17 Lautsprecher starke Mark Levinson® PurePlay – Premium Surround System erwähnt werden, das im Lexus für ausgezeichneten Klang sorgt. In unserem Testfahrzeug war die Bedienung des Infotainmentsystems zum Teil auch über die hintere Mittelarmlehne möglich.

Was kostet der Lexus ES 300h nun?

Da es den ES nur in einer Motor-Getriebe-Variante gibt, fällt die Preisgestaltung leicht aus. Kaufen kann man die Limousine in der Business-Ausstattung ab 52.900 Euro. In der von uns getesteten President-Ausstattung, die alle Extras wie Leder, LED-Licht, Infotainment-System und Assistenten bereits beinhaltet kostet der ES 300h 67.200 Euro. Auf den ersten Blick viel, aber für ein vollausgestattetes Auto dieser Größe dann doch beinahe ein Schnäppchen. Ein vergleichbarer Volvo S90 kostete 88.000 Euro, ein 5er BMW sicher noch mehr.

Fazit

Lexus hat mit dem ES 300h ein großes, schönes Auto auf die Straße gebracht, dass sich durch sein coupéhaftes Äußeres, den Fokus auf Chauffeurs-Tauglichkeit und die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 180 km/h von der Konkurrenz abhebt. Dazu glänzt es noch mit edlem Interieur und niedrigem Verbrauch. Den Petrolheads wird es wohl zu bieder sein. Ich wünsche ihm jedoch trotzdem viel Erfolg.

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